Komponieren als Trauerarbeit

Vor 100 Jahren wurde der sowjetische Komponist Mieczysław Weinberg geboren.

  • Antje Rößler
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Die beiden waren Freunde. Wenn Dmitri Schostakowitsch und Mieczysław Weinberg sich trafen, redeten sie ununterbrochen über Musik. Sie zeigten einander ihre neuen Werke und spielten vierhändig Klavier.

Lange stand der in der Sowjetunion lebende polnische Jude Weinberg im Schatten des 13 Jahre älteren Schostakowitsch. Doch das ändert sich. Derzeit erklingt die Musik Weinbergs, der vor 100 Jahren am 8. Dezember geboren wurde, in vielen Konzertsälen.

Schostakowitsch hatte stilistischen Einfluss auf Weinberg, der in seinen Werken sämtliche Möglichkeiten zwischen Filmmusik, Zwölftontechnik und jüdischer Folklore auslotete. Die beiden halfen sich auch gegenseitig in Zeiten kulturpolitischen Drucks unter Stalin. Eine erzwungene Außenseiterposition und die ständige Furcht vor Repressalien schweißte sie weiter zusammen.

1948 erklärt Moskau den Kampf gegen »bourgeoise und formalistische Bestrebungen in der Musik«. Die Komponisten s...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.