Zwei Kreißsäle bleiben in Bayern über Weihnachten geschlossen

Landesregierung wirbt mit Bonus / Nur noch 672 Kliniken mit Geburtshilfe

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Schweinfurt. Weil Hebammen fehlen, müssen die Kreißsäle von zwei bayerischen Kliniken ab Weihnachten vorübergehend geschlossen werden. »Wir sehen keine andere Möglichkeit. Unsere sechs festangestellten Hebammen haben derzeit massive Überstunden«, sagte Stefan Werner, Pflegedirektor des Schweinfurter St. Josef Krankenhauses, am Donnerstag. Auch die Klinik Eichstätt stellt die Geburtshilfe ab Weihnachten bis auf unbestimmte Zeit ein. Grund der Schließungen ist der Fachkräftemangel in der Hebammenbranche.

Das Krankenhaus St. Josef habe Kapazitäten für 8,5 Vollzeitstellen für Geburtshelferinnen, wovon derzeit 6,5 besetzt sind. Trotz Aufrufen in sozialen Netzwerken, eines Image-Films und Angeboten zur übertariflichen Bezahlung finden sich keine Hebammen, sagte Werner. Der Kreißsaal wird deshalb vom 24. Dezember bis zum 1. Januar 2020 geschlossen. Werdende Mütter in der Main-Rhön-Region müssen in dieser Zeit in nahe gelegene Kliniken ausweichen.

Im Landkreis Eichstätt wird ab dem 23. Dezember die Klinik Kösching die alleinige Anlaufstelle für Entbindungen sein. Die Klinik Eichstätt gewährleiste jedoch weiterhin Schwangerschaftsvorsorge und Nachsorge sowie Hebammensprechstunden und Stillberatung.

»Es gibt immer wieder Kreißsaal-Schließungen aufgrund von Hebammenmangel. In einigen Fällen halten diese Schließungen auch länger als zunächst befürchtet an«, sagt Eduard Fuchshuber, Pressesprecher der Bayerischen Krankenhausgesellschaft. In den vergangenen vier Jahren mussten aufgrund von Personalmangel von Hebammen und Belegärzten in Bayern mindestens zehn Geburtshilfeabteilungen vorübergehend oder komplett geschlossen werden. Bundesweit sind es knapp 100. Das geht aus einer »Landkarte der Kreißsaalschließungen« des Deutschen Hebammenverbands hervor.

Vergangenes Jahr konnte beispielsweise der neugebaute Kreißsaal im Krankenhaus Aichach in Schwaben wegen fehlenden Beleghebammen nicht in Betrieb genommen werden. »In Bayern haben wir die besondere Situation, dass wir bundesweit betrachtet einen recht hohen Anteil von freiberuflichen Hebammen haben. Und leider nicht festangestellte Mitarbeiterinnen in den Kliniken«, sagt Fuchshuber.

Viele der selbstständigen Hebammen würden weniger oder keine Geburten mehr ausführen, da sich Bereiche wie Schwangerschaftsvorsorge und -nachsorge leichter in den Arbeitsalltag integrieren lassen und vor allem auch Nacht- oder Wochenendbereitschaftsdienste vermieden werden können. Die Krankenhausgesellschaft fordert daher von der Politik, den Hebammen eine bestimmte Mindest-Anzahl an Geburten gesetzlich vorzuschreiben.

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Die bayerische Staatsregierung hat 2018 ein »Zukunftsprogramm Geburtshilfe« gestartet, das die Sicherstellung der Hebammenversorgung in den Kommunen unterstützt. Laut Gesundheitsministerium befindet sich in den meisten Landkreisen mindestens ein Krankenhaus mit einer Geburtshilfestation. »Wo dies nicht der Fall ist, wird die Geburtshilfe in nahe gelegenen kreisfreien Städten sichergestellt«, heißt es in einer Mitteilung.

Als Anreiz für einen Verbleib in der Geburtshilfe kündigte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) an, dass der Hebammenbonus künftig über die Landesgrenzen hinaus ausgeweitet werden soll. »Ab dem 1. Januar 2020 können auch Hebammen den Bonus beantragen, die in Bayern arbeiten, aber nicht in Bayern wohnen«, sagte sie. Das gelte auch rückwirkend für Geburten aus 2019. Wer als Hebamme oder Entbindungspfleger mindestens vier Geburten pro Jahr betreut, kann beim Freistaat 1000 Euro jährlich beantragen.

Seit der Einführung zum September 2018 sind bislang 1773 Anträge eingegangen, teilte Huml weiter mit - davon 163 für 2019. Der Bonus muss jedes Jahr neu beantragt werden. Das Ministerium setzt laut einem Sprecher darauf, mit der Ausweitung der Zahlung zusätzliche Hebammen für die Geburtshilfe in Bayern etwa aus Sachsen und Thüringen zu gewinnen. Eine Größenordnung nannte er aber nicht.

Hebammenmangel ist ein bundesweites Problem: Dem Deutschen Hebammenverband zufolge gab es im Jahr 1991 in der Bundesrepublik 1186 Kliniken, in denen Geburten möglich waren. 2017 waren es nur noch 672 Kliniken mit Geburtshilfe. Seitdem schließe fast jeden Monat ein Kreißsaal ganz oder vorübergehend die Türen. dpa/nd

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