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Blockade stoppt braunen Marsch

Neonazis wollten mit Rauchtöpfen durch Heideort in Niedersachsen ziehen und scheiterten an Bürgerprotest

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

Viele Menschen in Eschede macht es traurig, dass ihre knapp 4000 Einwohner zählende Gemeinde immer wieder mit einem tragischen Ereignis aus dem Jahre 1998 in Verbindung gebracht wird: mit dem Zugunglück, bei dem in einem entgleisten ICE 101 Menschen ihr Leben verloren. Und viele Menschen in Eschede macht es zornig, dass ihr zwischen Celle und Uelzen gelegener Wohnort seit Jahren immer wieder im Zusammenhang mit der Präsenz von Neonazis genannt wird. Grund dafür sind Veranstaltungen von Rechtsextremisten auf einem ehemaligen Bauernhof, der inzwischen der NPD gehört. Vor allem »Sonnenwend-Feiern«, jeweils am 21. Juni und 21. Dezember, sorgen für Unmut in der Bevölkerung.

Ein solches Spektakel hatte auch zur aktuellen Wintersonnenwende rund 40 Neonazis nach Eschede gelockt. Die Feier, so der Plan der Extremisten, sollte mit einem Marsch durch den Ort angereichert werden. Doch dieses Ansinnen scheiterte an der Entschlossenheit von rund 700 Menschen, den rechten Zusammenrottungen ein deutliches Stoppsignal entgegen zu halten. Sie verhinderten durch eine Straßenblockade, dass die Extremisten nebst einem Lautsprecherwagen vom NPD-Hof in den Ort gelangen konnten. Wie die »Cellesche Zeitung« berichtet, wollte die braune Gesellschaft nicht nur mit Flaggen, sondern auch mit Rauchtöpfen und bengalischen Fackeln durch Eschede ziehen.

Daraus wurde nichts dank der Aktion »Gemeinsam gegen die Nazitreffen«. Aufgerufen dazu hatten das »Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus«, ein mit gleicher Zielrichtung agierendes Forum aus Celle und der Deutsche Gewerkschaftsbund. Friedlich sei der Protest gegen die NPD-Veranstaltung verlaufen, heißt es seitens der Polizei. Sie hatte weitaus weniger Anti-Rechts-Demonstranten erwartet, als tatsächlich erschienen. Sie alle waren von der politischen Gemeinde und von der Kirchengemeinde für den Abend in ein Escheder Veranstaltungszentrum eingeladen worden, um auch mit dem Singen von Adventsliedern gegen die NPD-Präsenz im Ort zu protestieren.

Diese Präsenz ist seit Juni besonders durch die Tatsache gegeben, dass das NPD-Mitglied Joachim Nahtz seinen als Nazi-Treffpunkt bekannten Bauernhof im Juni an den Landesverband der rechtsextremen Partei verkauft hatte. Der im Widerstand gegen Rechts in der Heideregion sehr engagierte Pastor Wilfried Manneke, inzwischen in Pension, sieht dies mit Besorgnis. Bereits im Juni hatte er gegenüber dem NDR geäußert: Nach dem Verkauf des Anwesens an die NPD habe man es jetzt »nicht nur mit einem irrlichternden Landwirt, sondern mit einer organisierten rechtsextremen Parteistruktur in unserer Nachbarschaft zu tun; das ist eine neue Qualität«. Ein erstes Problem könnte entstehen, falls die NPD aus dem ehemaligen Nahtz-Hof so etwas wie ein Schulungs- oder Kommunikationszentrum für die Partei machen würde. Doch der Pastor kündigt an: »Unser Widerstand und unser Protest werden durch den Verkauf an die NPD noch intensiver werden.«

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