Die erste Kreuzung ist durchgeplant

Fußgänger und Fahrradfahrer sollen von der geplanten Schnellstraße Tangentiale Verbindung Ost profitieren

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Es geht voran bei den Planungen für die Tangentiale Verbindung Ost (TVO), jene Schnellstraßenverbindung, die dereinst Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick entlang des Eisenbahn-Außenrings verbinden soll. Für die Kreuzung der TVO mit der zu DDR-Zeiten als Straße der Befreiung bekannten B1/B5 hat die Planergemeinschaft von Kolb Ripke Architekten, Ingenieurbüro Grassl sowie Verkehrs- und Ingenieurbau Consult nun eine Planung entwickelt.

Demnach sollen die in Ost-West-Richtung führenden Straßen Alt-Biesdorf und Alt-Friedrichsfelde den Knotenpunkt in einem Tunnel queren. Die Nord-Süd-Verbindung mit der künftig verlängerten Märkischen Allee sowie die Abbieger sollen ampelgesichert im Einschnitt geführt werden. Für Fußgänger und Fahrradfahrer ist eine scheinbar schwebende kreisförmige Brücke geplant. Die Schleife, mit der die Märkische Allee derzeit angebunden ist, soll verschwinden. Damit wäre die künftige Kreuzung flächensparender als die aktuelle Anbindung und zu Fuß oder auf dem Rad wesentlich angenehmer zu passieren als aktuell.

»Es ist ein Signal, dass die Planungen konkreter werden«, freut sich Kristian Ronneburg.Marzahn-Hellersdorfer Wahlkreisabgeordnete der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus.

Die Planungsgeschichte der TVO ist eine gefühlt unendliche. Bereits 1969 wurde ihr grundsätzlicher Verlauf im Generalverkehrsplan der Hauptstadt der DDR geplant. In den 1970er Jahren wurde der Nordteil von Ahrensfelde bis zur B1/B5 gebaut. Mit der Spindlersfelder Straße und der dazugehörigen Brücke über die Spree an der Wuhlheide entstand in den 2000er Jahren das südliche Teilstück. Fehlt noch der Mittelteil durch Biesdorf und die Wuhlheide.

Im Oktober 2018 wurde nach langem hin und her eine den Eisenbahn-Außenring zweimalig kreuzende Trasse festgelegt, die möglichst wenig in Privatgrundstücke sowie Naturschutzflächen eingreift. Nach Stand 2018 werden die Kosten für die rund 6,5 Kilometer lange vierspurige Schnellstraße von der Senatsverkehrsverwaltung auf 155 Millionen Euro geschätzt.

Ein Rückschlag für die Realisierung war die Ankündigung der Deutschen Bahn im Sommer 2019, trotz entsprechender vertraglicher Zusagen die Brückenplanungen für die zahlreichen Querungen der Bahnanlagen aus Kapazitätsgründen nicht übernehmen zu können. Inzwischen hat die Verkehrsverwaltung die Planungen dafür europaweit ausgeschrieben, beginnen sollen sie nun im zweiten Quartal 2020. Die Planfeststellung wird damit frühestens 2021 beginnen können, der Planfeststellungsbeschluss frühestens 2023 erfolgen.

Befürworter der TVO erwarten sich eine Entlastung unter anderem der Treskowallee in Karlshorst sowie der Köpenicker Bahnhofstraße vom Durchgangsverkehr. Kritiker befürchten, dass der private Autoverkehr gegenüber dem Öffentlichen Nahverkehr noch attraktiver wird und sich die Nutzung zulasten umweltfreundlicher Verkehrsmittel verschieben wird.

Immerhin hat der rot-rot-grüne Senat auch die Planung eines Radschnellwegs entlang der TVO beschlossen. »Erfolgt ergänzend dazu auch der Bau des Radweges entlang der Märkischen Allee, wird eine für den Radverkehr hoch attraktive Verbindung zwischen dem Berliner Nordosten und Süden entstehen«, so Ronneburg. Die LINKE fordert, dass auch die Realisierung einer bereits zu DDR-Zeiten geplanten S-Bahnstrecke oder Regionalbahnverbindung vom Senat angegangen wird. »Da, wo es jetzt schon möglich ist, sollte der Busverkehr verbessert werden«, sagt Ronneburg.

»Man könnte in kurzer Zeit die Regionalbahnlinie 25 aus Werneuchen über das Ostkreuz hinaus über Schöneweide zum Flughafen Schönefeld verlängern und einen neuen Halt in Marzahn einrichten. Alles andere sind Träumereien«, erklärt Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband IGEB dazu. »Wir haben schon im Sommer die Forderung aufgestellt, auf allen mehrspurigen Straßen eine Umweltspur für den ÖPNV einzurichten. Damit wird der Bus schnell attraktiver«, so der Fahrgastvertreter.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.