Werbung

Pflaster zum Zudecken

Uwe Kalbe zur verlogenen Debatte über Flüchtlinge in Griechenland

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Weihnachten rührt die Menschen. Barmherzige Gesten haben jetzt Hochkonjunktur. Hochherzige Gedanken erreichen die Öffentlichkeit leichter. 40.000 Flüchtlinge, die auf den griechischen Inseln - zum Teil seit Jahren - in Lagern vegetieren, die für nur 7500 Menschen ausgelegt sind, schaffen es auf diese Weise kurz vor Weihnachten auch in die politische Diskussion. Weiter schaffen sie es nicht. Sie aus dem Elend herauszuholen, wäre für EU-Europa eine Kleinigkeit. Wenn es denn wollte.

Doch Europa will nicht helfen. Und Deutschland mit seiner so hochherzigen Debatte will nicht helfen ohne adäquate Hilfe auch der anderen EU-Länder. Wenigstens die 4000 Kinder aufzunehmen, die dort in den Lagern ohne Eltern sind, wie LINKE und Grünen es fordern, verweigern die übrigen Parteien im Bundestag. Wenigstens einige Hundert von ihnen aufzunehmen, wie Niedersachsens Innenminister Pistorius forderte, weigert sich das Bundesinnenministerium. Selbst die einigen Wenigen aufzunehmen, die mehrere Bundesländer aufnehmen wollen, weigert es sich. Stattdessen sandte die Bundesregierung vor zwei Wochen Matratzen und Decken für die Menschen in den Lagern.

»Immer wieder eingefangen«
Viele Menschen, die Stefanie Hofstetter auf der »Ocean Viking« versorgte, haben mehrere Fluchtversuche hinter sich

Das ist so ähnlich, wie wenn sie Zoobesuchern, die in einen Raubtierkäfig fielen, Pflaster zuwerfen würde. Defizite in den Lagern lägen in der Verantwortung Griechenlands, argumentieren die Parteien mit dem C im Namen. Ja, Weihnachten rührt die Menschen. Menschen nicht in jedem Fall.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.