Die Friedenshand

Das Stück »Glaube und Heimat« am Berliner Ensemble erzählt von der Vertreibung der Lutheraner durch die Katholiken

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Wir leben unter sehr erträglichen Umständen, wir Menschen im bürgerlichen Tross. Deshalb werden wir auch unwillkürlich zur Truppe des jeweils herrschenden Gottes. Obwohl wir wissen, dass er der Welt nicht helfen kann. Ein Gott, der nicht helfen kann, muss weg. Sagen die sozial Fühlenden. Wobei hilft Gott am meisten? Im Empfinden, dass du gerechtfertigt bist. Aber das bist du nur, wenn du den Abstand fühlst zur schnurrenden Welt. Wer diesen Abstand fühlt, ist dem Schrei immer näher als der Lobpreisung. Vielleicht ist der Schrei gegen die obwaltende Welt die wahre Lobpreisung.

Regisseur Michael Thalheimer sucht bei Dichtern genau diesen Schrei. Theater als Publikumspeinigung für den guten Zweck einer heilsamen Vertreibung - aus der Herzkasperei der so erschütterungsfreien Zonen unserer Gegenwart. Thalheimer gletschert die Zeit ein, um sie quasi mit Blutstropfen wieder aufzutauen. Menschen bleiben am Leben, ohne überhaupt leben zu können. ...


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