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Jens und Jogi
Best of Menschheit, Folge 2: Homosexualität
Es ist wahrlich keine menschliche Erfindung, man kann sogar getrost behaupten, dass es diesbezüglich im Tierreich in der Praxis deutlich entspannter und, na ja: natürlicher zugeht - und doch hat erst der Mensch aus dieser Selbstverständlichkeit eine Zierde, einen Tropfen Trost in dem steigenden Tränenmeer gemacht, das die menschliche Zivilisation in all ihren kulturellen Ausprägungen hinterlässt: Ich spreche von Homosexualität.
Homosexualität - und Ihr kaputten Schlingel denkt bestimmt bei dem Wort erst mal wieder nur an schwule Männer, tsts! - ist in jeder Form dem mehrheitlichen Primat der Brunft überlegen, hat überhaupt erst das Potenzial zu dem Vergnügen, das Sexualität auch sein könnte, wenn sie sich nicht nur darum drehen würde, dass überambitionierte heterogenormte Penisverwalter ihr Geschlechtswerkzeug in allerlei hineinstecken wollen, was sie als weiblich definieren. Und schlimmer noch: dass sie, wenn sie nicht Sex zu Gewalt machen dürfen, Gewalt sexualisieren. Und dann tun alle dabei auch noch so, als diene dieser Mist dem Fortbestand der Spezies - als wäre es nicht Bedingung für echte Humanität, Sexualität gerade so nicht zu handhaben. Homosexualität ist die Selbstbefriedigung des Menschengeschlechts - was zur Hölle ist vernünftig gegen Selbstbefriedigung einzuwenden?
Die Menschheit hat im Kapitalismus zu sich gefunden und mit dem, was euphemistisch »Klimawandel« genannt wird, zu ihrem Ende. Zeit also, kurz vor Schluss zurückzublicken auf ein paar tausend Jahre Zivilisation und all das, was trotz allem gar nicht so übel war.
Was keinesfalls heißen soll, dass Homosexuelle nicht zur Fortpflanzung beitragen sollten. Nein! Schon ein oberflächlicher Blick in die gerade in Hinsicht Kindererziehung an grandiosem Scheitern nicht arme Menschheitsgeschichte verrät: Es wäre an der Zeit, mal auszuprobieren, ausschließlich Homosexuelle Kinder kriegen und aufziehen zu lassen. Weiter daneben als die Heteros könnten sie ja wohl auch nicht liegen.
Wenn sie denn überhaupt wollen. Sie schultern ja ohnehin schon viel zu viel - und das zumeist auch noch humorvoll - des Anstandes, der Würde, der Freude am Menschsein, gegen den maßlosen Übergriff der sich als »normal« verstehenden Mehrheit. Diese Bürde ist natürlich zutiefst unfair - allein deswegen sei allen Lesben und Schwulen dafür gedankt, und fast jeder Fehltritt sei ihnen verziehen. Es gilt eben - das steht nach den Jahrtausenden bewusster Menschheit fest - die Faustregel: Überall dort, wo Homosexualität nicht bekämpft, ja vielleicht nicht mal benannt werden muss, leben alle besser. Dort - und das wiederum gilt leider für fast alle Zeiten und Orte -, wo es nicht so war und ist, herrscht trotz aller gegenteiliger Bestrebungen das Unglück.
Das gilt sogar bis ins Individuelle: Genie überall dort, wo Homosexualität kein großes Thema ist - Leonardo da Vinci, Andy Warhol, Jens Spahn (kleiner Scherz; Ausnahmen bestätigen die Regel). Bösartigkeit dort, wo sie auch innerlich bekämpft wird - Hitler (evtl.), Roy Cohn, Jogi Löw (kleiner Scherz; Ausnahmen bestätigen die Regel). Oder sagen wir es so, liebes geschichtsvernarrtes Publikum: Von wem würden Sie sich lieber erobern lassen, von Alexander dem Großen oder Dschingis Khan? Na? Eben!
Homosexualität ist das Gegenteil von Dummheit, weil das Gegenteil der Homosexualität Dummheit ist. Oder wie lässt es sich erklären, dass die herrschende Gesellschaft Ewigkeiten zu blöd war, überhaupt gleichgeschlechtliches Begehren unter Frauen zu erkennen? Und was tat sie dann, als sie es doch musste? Sie definierte es zur Wichsvorlage für penisneidische Typen um! Lächerlich. Aber was kann man von Menschen erwarten, die ernsthaft Władziu Valentino Liberace für einen heterosexuellen Junggesellen hielten?
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Deswegen, liebes Publikum, aufgehört mit der Verweigerung verdienter Anerkennung! Bitte kurz vor Schluss des Elends, das der Homo sapiens sich und dem Rest des Lebendigen geschaffen hat, einmal herzlich applaudieren für die Homosexualität. Sie gehörte wahrlich zum Besten, was dieser Spezies zu eigen sein konnte. Danke.
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