Sie kaufen ein Polizeipferd?

Dr. Ruth Fuchs

  • Lesedauer: 3 Min.
ND: Welche Beziehung haben Sie zu Tieren?
Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen - mit Hunden und Katzen -, war stets ziemlich naturverbunden. Ich hätte auch Veterinärmedizinerin werden können.

ND: Und was ist mit Pferden?
Pferde mag ich. Deshalb habe ich immer mal ein bisschen Reitsport gemacht. Und bin Mitglied im Reitsportverband.

ND: Mögen Sie auch Polizeipferde?
Ein Pferd bleibt ein Pferd.

ND: Was dachten Sie, als Sie hörten, dass mit Zutun der PDS die Berliner Polizeireiter-Staffel abgeschafft wird?
Ich bin mit dem Auto in mein Berliner Büro gefahren, als diese Nachricht über das Radio kam. Man ließ durchblicken, dass die Tiere wohl zum Schlächter müssten. Weil sie aus Altersgründen nicht mehr zu verkaufen seien. Deshalb taten mir die 22 Pferde leid.

ND: 45 sind es.
Zuerst hieß es, es seien 22.

ND: Sollte man nicht zum Polizeipferd als solchem eine gewisse Distanz haben, denn schließlich wird es auch gegen Demonstranten eingesetzt?
Der Mensch macht das Tier zu dem, was es ist. In diesem Falle wird es gelegentlich ebenso missbraucht wie der Hund oder - mit Verlaub - der Wasserwerfer. Der Polizeireiterei selbst trauere ich nun wirklich nicht nach.

ND: Was würden Sie mit einem Tier tun, das im Dienste des Staates steht, wenn es nicht mehr gebraucht wird?
Ähnlich, wie das der Innenminister von Sachsen-Anhalt mit Diensthunden tut, könnte ich mir solches für Polizeipferde vorstellen: Man schickt Hunde in die Pension nach sieben oder acht Jahren im Polizeidienst. Auch ein Pferd sollte nicht bestraft werden, weil es ein Polizeipferd ist. Das kann man ganz gelassen völlig unpolitisch sehen. Dass der Mohr seine Schuldigkeit getan hat, das kann es nicht sein.

ND: Stimmt es, dass Sie so ein Polizeipferd kaufen wollen?
Ja. Es wird sicher auch andere Interessenten geben, Reitsportvereine etwa. Der Preis sollte erschwinglich sein. Der rot-rote Senat muss ja nicht versuchen, ausgerechnet mit dem Erlös von diesen Pferden die Haushaltslöcher zu stopfen.

ND: Ist Ihre Idee die Antwort der PDS auf die Aktion des Bundeskanzlers, einer Gans das Leben zu retten, indem er sie nicht aufaß?
Nein. Wie kommen Sie drauf, dass es nahe liegt, an den Kanzler zu denken, wenn es um Polizeipferde geht?

ND: Haben Sie in dieser Sache bei Berlins Polizeipräsidenten vorgesprochen?
Nein, das mache ich aber bald.

ND: Und was würden Sie mit dem Tier tun?
In Bucha bei Jena, wo ich wohne, existiert ein Kutschverein. Ich bin zahlendes Mitglied und Sponsorin. Dort soll es hin. Es könnte für den Reitunterricht benutzt werden. Aufgrund seiner guten Ausbildung vor allem für Anfänger, Kinder... Hier kann es von gutem Nutzen sein.

ND: Wollen auch andere Bundestagsabgeordnete Polizeipferde kaufen?
Davon habe ich nichts gehört. Aber schlecht wäre es nicht.

Fragen: Rainer Funke

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