Der Horizont einer Eigentumswohnung

In zwei Stunden verblüht: »Drei Mal Leben« nach Yasmina Reza am Berliner Ensemble

Es wird ein furchtbarer Abend. Man ahnt es, obwohl es harmlos beginnt. Da ist es, ein Paar der Mittelklasse in der Pariser Wohnung, er Astrophysiker, sie Rechtsanwältin. Die Sofaecke in grauem Leder, Beistelltischlein ebenfalls in Grau, kaltes Licht aus der Stehlampe, während sie im blauen Schlafanzug noch ein paar Akten wälzt und er, im gemütlichen Casual-Look (sandfarben bis ocker, sehr erdverbunden allemal) noch in einem Büchlein blättert, das aus der achten Reihe verdächtig nach Suhrkamp-Taschenbuch ausschaut, aber das mag auch täuschen.

Im Hintergrund tönt das Gör, »kwähkwäh«, einer muss also los, die abendliche Ruhe im Kleinfamilienidyll wiederherstellen. Constanze Becker gibt die strenge Sonja (was ihr wunderbar gelingt), nein, kein Keks nach dem Zähneputzen. Henri hingegen ist der liebe Papa, der das Kind nutzt, um zugleich der kalten Gattin eins auszuwischen, in all seiner Schluffigkeit ansprechend verkörpert von Nico Holonics...


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