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Auf und ab am Arbeitsmarkt
Brandenburg hat im Januar niedrigsten Wert seit 1991, Berlin den ersten Anstieg seit 2010
Im Januar sind die Arbeitslosenzahlen in Berlin und Brandenburg gestiegen. 159 882 Berliner und 80 119 Brandenburger waren arbeitslos gemeldet. Das waren 9732 beziehungsweise 6747 mehr als im Dezember. Damit stieg die Arbeitslosenquote in beiden Bundesländern um jeweils 0,5 Prozentpunkte.
Entscheidend zur Beurteilung der Entwicklung ist jedoch der Vergleich mit dem Vorjahr, da steigende Arbeitslosenzahlen in einem Januar üblich sind, wie die Regionaldirektion der Arbeitsagentur anmerkte. Schließlich ruhen zu dieser Jahreszeit viele Baustellen. Im Vergleich mit dem Vorjahr ist die Arbeitslosenquote in Brandenburg um 0,5 Prozentpunkte auf 6,0 Prozent gesunken. Es ist die niedrigste Arbeitslosenzahl in einem Januar seit 1991. Dagegen stieg die Quote in Berlin im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozentpunkte auf jetzt 8,2 Prozent.
Bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern in Berlin waren im Januar 24 125 freie Arbeitsstellen gemeldet und damit 2227 weniger als vor einem Jahr. In Brandenburg waren 21 325 freie Stellen gemeldet. Hier waren es 1195 weniger als vor einem Jahr.
13 017 Berliner und 5448 Brandenburger nahmen im Januar an beruflichen Bildungsmaßnahmen teil.
Die Zahl der Arbeitslosen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren stieg in Berlin binnen eines Jahres um 3,9 Prozent auf 12 689, in Brandenburg um 2,7 Prozent auf 5792.
In Berlin sind 27 438 Arbeitslose 55 Jahre und älter, in Brandenburg sind das 22 779 Arbeitslose.
24 Prozent der Erwerbslosen in Berlin sind schon länger als ein Jahr ohne Job, in Brandenburg sind es 34,2 Prozent. af
Nach Einschätzung der Arbeitsagentur hält der positive Trend bei der Beschäftigung aber insgesamt an. Denn in Berlin seien 1,57 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen, was im Vergleich mit dem Vorjahr ein Plus von 53 200 bedeute. In Brandenburg habe es bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten binnen eines Jahres eine Steigerung um 6500 auf 866 300 gegeben.
»Der Arbeitsmarkt in Berlin zeigt sich trotz leicht höherer Arbeitslosenzahlen in einer immer noch robusten Verfassung«, erklärte Regionaldirektionschef Bernd Becking. »Vor allem in den Bereichen Information und Kommunikation, Erziehung und Unterricht sowie in verschiedenen Dienstleistungsbereichen arbeiten deutlich mehr Personen als vor einem Jahr.« Andererseits liege erstmals seit dem Jahr 2010 die Arbeitslosenzahl in einem Januar wieder über dem Vorjahreswert. Zum Teil sei das konjunkturellen Unsicherheiten geschuldet, die auch an Berlin »nicht spurlos vorübergehen«. Dennoch geht Becking optimistisch »weiterhin davon aus, dass im Jahresverlauf 2020 die Arbeitslosigkeit in Berlin sinken wird«.
Konjunkturschwäche und Strukturwandel machen vor allem der Industrie zu schaffen, analysierte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg. »Gestützt wird der Jobmarkt von der immer noch ordentlichen Nachfrage in der weniger konjunktursensiblen Dienstleistungswirtschaft«, erläuterte er. »Allerdings liegt die Arbeitslosenzahl in Berlin nun zum vierten Mal in Folge höher als im Vorjahresmonat. Zugleich melden die Unternehmen immer weniger neue Stellen.«
Jörg Nolte von der Industrie- und Handelskammer Berlin meint aber dennoch, dass der positive Beschäftigungstrend anhält und der Fachkräftemangel »nach wie vor ein wirtschaftliches Risiko« bleibe. In der zweiten Jahreshälfte sei durch die geplante Ansiedlung der Tesla-Elektroautofabrik in Grünheide und durch die Inbetriebnahme des Flughafens BER in Schönefeld mit einer erhöhten Nachfrage nach Arbeitskräften zu rechnen. Die Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland könne dazu beitragen, die »klaffende Lücke zu schließen«, sagte Nolte. Die Wirtschaft erwarte daher mit Spannung das Inkrafttreten des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes im März. »Nur wenn der Einwanderungsprozess zügig erfolgt, bleiben Unternehmen wettbewerbsfähig und der Standort Berlin attraktiv«, sagte Nolte.
»Gute Arbeit muss das Leitprinzip der wirtschaftlichen Entwicklung in Brandenburg sein«, erklärte der hiesige Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). Gute Arbeit, das bedeute anständige Bezahlung, betriebliche Mitbestimmung und zukunftsfähige Tarifverträge. Es gehöre auch dazu, dass die Arbeitsplätze sicher sind und Beruf und Familie miteinander vereinbar.
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