- Berlin
- Straßenbahn in Berlin
Gleisbauer können bald loslegen
Im Mai soll Baustart für die Straßenbahnstrecke von Schöneweide nach Adlershof sein
»Wir gehen davon aus, dass uns sehr bald der Planfeststellungsbeschluss vorliegt«, sagt Petra Nelken, Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zu »nd«. Es geht um die in der Planung »Adlershof II« genannte Strecke, die die Lücke zwischen dem S-Bahnhof Schöneweide und der derzeit an der Karl-Ziegler-Straße in der Wissenschaftsstadt Adlershof endenden Straßenbahnstrecke schließen soll.
Tatsächlich sieht es so aus, als würde spätestens kommende Woche der Beschluss vorliegen. Denn der BVG hat am Freitag vergangener Woche von der zuständigen Senatsverwaltung für Verkehr bereits eine Vorabversion vorgelegen, wie »nd« erfahren hat. Der Beschluss selbst muss, nachdem er offiziell ergangen ist, zwei Wochen lang öffentlich ausgelegt werden, damit beginnt auch eine einmonatige Klagefrist. Sollten keine Rechtsmittel von Betroffenen eingelegt werden, kann der Planfeststellungsbeschluss schließlich Rechtskraft erlangen.
Die 2,6 Kilometer lange Adlershofer Tram-Neubaustrecke ist bisher das einzige der vier im 2016 geschlossenen Koalitionsvertrag vereinbarten Vorhaben, das realistisch noch vor Ende der Legislaturperiode im Herbst 2021 in Betrieb genommen werden kann.
Es gibt sogar schon einen Termin für den Baustart: Am 19. Mai sollen die Arbeiten beginnen. Das wurde am Rande einer Informationsveranstaltung für den ebenfalls geplanten neuen Straßenbahn-Betriebshof bekannt. Er soll unweit des S-Bahnhofs Adlershof auf der Fläche des ehemaligen Kohlebahnhofs entstehen und mindestens 60 Züge des aktuellen Typs Flexity aufnehmen können. 115 Millionen Euro Kosten sind laut Nahverkehrsplan für den Bau des Betriebshofs veranschlagt, der 2022 beginnen soll. Er dient einerseits als Kapazitätserweiterung für das künftig wachsende Straßenbahnnetz, andererseits sollen die sehr alten Höfe Köpenick und Schöneweide ersetzt werden, die für die zehn Zentimeter breiteren Flexity-Züge nicht mehr umbaubar sind.
»Das ist auf jeden Fall ein Grund zur Freude, wenn der Planfeststellungsbeschluss tatsächlich in den nächsten Tagen kommt«, sagt Kristian Ronneburg, Verkehrsexperte der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, zu »nd«. »Auf jeden Fall sollte das eine Motivation für BVG und Senatsverkehrsverwaltung sein, alle weiteren offenen Verfahren mit Akribie und Elan weiter fortzuführen«, so Ronneburg weiter.
»Meine Freude ist gezügelt«, sagt Jens Wieseke, Vize-Vorsitzender des Berliner Fahrgastverband IGEB. »Viel interessanter wäre es zu erfahren, wann der Planfeststellungsbeschluss für die Strecke in der Sonntagstraße kommt«, erklärt der Fahrgastvertreter. Er meint die geplante Verlegung der Linie 21 von der Boxhagener Straße näher zum Ostkreuz, die durch Hunderte Einwendungen, zu denen Anlieger durch eine Bürgerinitiative motiviert worden sind, sehr lange zurückgeworfen wurde. Die Unterlagen für die Verlängerung der Straßenbahn vom Hauptbahnhof zur Turmstraße mussten wegen erforderlicher neuer Lärmberechnungen kürzlich erneut ausgelegt werden.
Ronneburg fordert, dass das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der eingleisigen Straßenbahnstrecke zum S-Bahnhof Mahlsdorf wenigstens noch in dieser Legislaturperiode eröffnet wird. Es ist das vierte Projekt, das eigentlich in diesem Zeitraum schon in Betrieb hätte gehen sollen. »Wenn es nach Jahren der Diskussion Bezirk, Senat und BVG es schon geschafft haben, sich auf einen gemeinsamen Weg zu begeben, sollte das Projekt nun energisch vorangetrieben werden«, fordert der Politiker.
Auf der Adlershofer Neubaustrecke, deren Bau geschätzt 30 Millionen Euro kosten wird, werden bis zu 12 700 Fahrgäste pro Tag erwartet. Nicht wenige davon dürften Umsteiger vom Auto sein.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.