Das Problem des Dreiecks

Stephan Fischer über die politische Geometrie zwischen Paris und Warschau

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 1 Min.

Das Weimarer Dreieck, die deutsch-französisch-polnische Kooperation, krankte in den vergangenen Jahrzehnten im übertragenen Sinne an den ungleichen Seitenlängen. Während Deutschland und Frankreich traditionell Führungsrollen innerhalb der Europäischen Union beanspruchen, war Polen politisch und ökonomisch ein Nachzügler. Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU kann sich die Geometrie dieses Dreiecks stark verändern. Macrons Besuch in Warschau trägt dem Rechnung - es ist der erste Staatsbesuch des französischen Präsidenten nach dem Brexit. Polen ist über Nacht zu einem noch größeren Schwergewicht innerhalb der EU aufgestiegen. Ein Schwergewicht allerdings, das unter der PiS-Regierung nicht für europäische Integration steht.

Und so kann auch der groß aufgezogene Staatsbesuch Macrons in Warschau nicht über grundlegende Differenzen hinwegtäuschen: Wo Warschau mit Brüssel in Sachen Justizreformen über Kreuz liegt, stellt sich Macron hinter die EU-Kommission. Wo der französische Präsident ein in Sachen Verteidigung unabhängigeres Europa als Akteur neben den USA und China wünscht, setzt Warschau voll auf die NATO und Washington. Und Russland sieht von der Seine und der Spree auch ganz anders aus als von der Weichsel. Jetzt, wenn sich die Seitenlängen des Dreiecks annähern, wird richtig deutlich, dass die Seiten des Weimarer Dreiecks in ganz unterschiedliche Richtungen zielen.

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