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Ein rotes Männerpaar warnt: Halt!
Hannover soll zum CSD schwul-lesbische Fußgängerampeln bekommen - vielleicht auch auf Dauer
Hand in Hand gehen zwei Frauen ihres Weges, ein Herz zwischen den beiden kennzeichnet ihre Verbundenheit. Ein solches Motiv wird zum kommenden Christopher-Street-Day an mehreren Verkehrsampeln in Niedersachsens Hauptstadt die einsam dahinschreitende grüne Figur ersetzen, die den Fußgängerüberweg freigibt. Zwei sich umarmende, rot leuchtende Männer dagegen gebieten Halt während der Zeit um den CSD, der in Hannover am 30. Mai mit dem Umzug durch die Innenstadt und einem Straßenfest seinen Höhepunkt findet.
Das Ausrüsten der Ampeln mit schwul-lesbischen Motiven war bereits im vergangenen Jahr in Hannover diskutiert worden. Nun hat der Gleichstellungsausschuss des Stadtrates dazu mehrheitlich grünes Licht gegeben. Ob dies auch das niedersächsische Verkehrsministerium tut, ist bislang offen. Es muss die Aktion durch eine Ausnahmegenehmigung gestatten, weil die Umgestaltung von den Vorschriften des Bundes für Lichtzeichenanlage« - so heißen Ampeln im Bürokratendeutsch - abweicht.
Mitte 2018 hatte sich das Ministerium zunächst recht bockbeinig gezeigt, als die Weserstadt Hameln eine Ampel mit der bekannten Figur des »Rattenfängers« zieren wollte. Er hatte, so die Sage, mit seinen Flötentönen die lästigen Nager aus der Stadt getrieben. Als ihm der dafür zugesagte Lohn verweigert wurde, lockte der Pfeifer zur Strafe für die geizige Bürgerschaft eine Schar Hamelner Kinder mit sich und verschwand mit ihnen auf Nimmerwiedersehen in einem Berg, so wird erzählt. Doch inzwischen ist die Sagengestalt auf einer Ampel in der Stadt zu erblicken. Das Ministerium ließ sich schließlich erweichen und genehmigte den Flötenmann.
Dass es auch den schwul-lesbischen Darstellungen in der Landeshauptstadt sein Placet gibt, hoffen nun die Befürworter der leuchtenden Paare. Mit ihnen wolle die Stadt ein Zeichen für Vielfalt setzen, heißt es aus dem Rat. Nach dem Christopher-Street-Day werde diskutiert, ob die sich zugeneigten Frauen und Männer auf Dauer »Geh« oder »Halt« gebieten sollen in Hannover.
Es ist nicht die erste Stadt, in der schwul-lesbische Ampeln den Fußgängerverkehr regeln. Premiere hatten sie in Österreichs Hauptstadt Wien, bekannt sind sie auch in London, Madrid, Zürich, Utrecht und im australischen Canberra. In Deutschland leuchten sie zumindest zur CSD-Zeit auch in Hamburg, Flensburg, Köln und Frankfurt am Main.
In Hannover, wo bis zu 15 Prozent der Bevölkerung nach Erkenntnissen der Kommunalpolitik gleichgeschlechtlich orientiert sind, hat der Ampelbeschluss mehrere Hundert Reaktionen in sozialen Netzwerken hervorgerufen. Die ablehnenden Stimmen darunter argumentieren nahezu unisono: Mit dem Geld für die Aktion solle man »Besseres« anfangen, Schulen sanieren beispielsweise.
Allerdings wird das Umgestalten der Ampeln dem Vernehmen nach ganze 7000 Euro kosten. Betrachtet man diesen Betrag im Verhältnis zu den 2,45 Milliarden Euro, welche die Stadt Hannover ihrem Etat zufolge 2020 ausgeben will, drängt sich die Frage auf: Geht es den Kritikern des Ampelprojekts wirklich ums Geld?
Ein Credo zur »Vielfalt« scheint nicht in ganz Hannover gewünscht zu sein, wie auch ein Fall aus dem vergangenen Jahr zeigt: Ein Vermieter hatte im Rahmen einer Renovierung die Fenster eines Mehrfamilienhauses erneuern lassen. Fast alle hatten weiße Rahmen. Nur die einer Wohnung, in der ein schwules Paar lebt, wurden rosa gestrichen. Die Betroffenen zogen vor Gericht, klagten gegen die offensichtliche Diskriminierung und erstritten 1000 Euro Schmerzensgeld. Inzwischen sind auch die pinken Fensterrahmen weiß übermalt worden.
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