Eure Gewalt, unsere Gewalt
Elfriede Jelinek bringt die Ibiza-Affäre auf die Bühne. Von Jakob Hayner
Begreifen wir wirklich, was wir sehen? Es gibt eine Geschichte von Edgar Allan Poe, in der es um ein Schreiben mit delikatem Inhalt geht. Bei einer Hausdurchsuchung ist es unauffindbar. Das Versteck? Der Brief lag offen auf dem Schreibtisch. Man darf sich Täuschung nicht nur als Verbergen vorstellen. Was vor Augen liegt, ist das Verstörende.
Martin Wuttke tritt im Frack auf die Bühne des Wiener Akademietheaters und verkündet, dass man aufgrund juristischer Bedenken ein ganz bestimmtes Kunstwerk heute Abend nicht zeigen könne. Er weist hinter sich, wo sich eine unbearbeitete Wand aus Gipskarton befindet. Angestrengt versucht man zu imaginieren, welch skandalöses Werk wohl auf dem grauen Grund zu sehen gewesen wäre. Und dann sieht man etwas: Die unscharfen Konturen eines inzwischen ikonischen Enthüllungsvideos, das im Frühsommer vergangenen Jahres den Popsong »We’re going to Ibiza« der Vengaboys schlagartig auf Platz 1 der österreichisch...
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