Neues Zeitalter der »Invektivität«
Der Schmährede widmet sich eine Dresdner Ausstellung: von Cicero über Luther bis Pegida
Da stand sie wieder vor der Dresdner Frauenkirche: die rassistische Schmähgemeinschaft Pegida. Zum 200. Mal traf sie sich am vorigen Montag; die Rituale wurden routiniert abgespult. Der Redner auf der Bühne musste nur Stichwörter geben, schon stimmte die Menge altbekannte Sprechchöre an: »Lügenpresse!«, »Volksverräter!«, »Widerstand!«. Beobachter rollten die Augen: jahrelang dieselben beleidigenden Parolen! Für die Menschen auf dem Platz aber sind derlei Pöbeleien gewissermaßen der Kitt, der sie zusammenhält. Sie »stabilisieren« die Gemeinschaft, deren Daseinszweck die »Herabsetzung politischer, religiöser oder sozialer Gruppen« ist und die sich durch die »Beteiligung an Schmähungen« erst bildet.
Diese Definition wurde nicht für Pegida geschrieben, auch wenn sie das Wesen der 2014 begründeten islamfeindlichen und rassistischen Bewegung treffend umreißt. Zu lesen ist diese Formulierung vielmehr in einer Ausstellung mit dem Titel »Schmähu...
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