- Politik
- Deutschland und der US-Drohnenkrieg
»Beihilfe zum Mord«
Linken-Abgeordnete stellen Strafanzeige gegen Bundesregierung wegen Tötung des iranischen Generals
Berlin. Mehrere Linken-Abgeordnete haben wegen der gezielten Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani durch das US-Militär Strafanzeige gegen die Bundesregierung gestellt. Sie werfen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Außenminister Heiko Maas (SPD), Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Innenminister Horst Seehofer (CSU) und weiteren Angehörigen der Bundesregierung »Beihilfe zum Mord« vor, wie der Bundestagsabgeordnete Alexander Neu am Donnerstag erklärte.
»Wir können es nicht länger hinnehmen, dass die Bundesregierung den völkerrechtswidrigen US-Drohnenkrieg ermöglicht und unterstützt und damit auch selbst das Völkerrecht bricht«, führte Neu aus, der Obmann im Verteidigungsausschuss ist. Die Mitglieder der Bundesregierung müssten dafür auch persönlich zur Verantwortung gezogen werden. Am 3. Januar war der iranische General Soleimani durch einen US-Drohnenangriff nahe des Flughafens von Bagdad getötet worden.
Nach Überzeugung der Linken-Abgeordneten um Neu können die Steuerbefehle für diesen Drohnenangriff nur über eine Satelliten-Relaisstation auf deutschem Staatsgebiet weitergeleitet worden sein, nämlich den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein. »Dies ist derzeit der einzige Weg, über den Steuersignale für die bei diesem Angriff eingesetzten Reaper-Drohnen aus den USA in den Irak übertragen werden können«, erklärte Neu. Die Bundesregierung sei aber »verpflichtet zu verhindern, dass von deutschem Staatsgebiet Völkerrechtsverletzungen ausgehen«.
Weiter schrieb Neu, das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen habe der Bundesregierung in einer Entscheidung vom März 2019 auferlegt, sicherzustellen, dass die Airbase Ramstein nicht für völkerrechtswidrige Drohnenangriffe der USA genutzt werde. »Die Bundesregierung hat auf dieses Urteil mit Untätigkeit reagiert und ließ die Nutzung Ramsteins trotz Kenntnis um die völkerrechtliche Brisanz offenbar weiter uneingeschränkt zu«, kritisierte der Bundestagsabgeordnete. Er stellte die Strafanzeige gemeinsam mit den Linken-Politikern Dieter Dehm, Heike Hänsel, Andrej Hunko, Zaklin Nastic, Kathrin Vogler, Andreas Wagner und Hubertus Zdebel. AFP/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.