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Täterdenken
Uwe Kalbe über Integrationsgipfel im Kanzleramt seit 14 Jahren
Beim ersten Integrationsgipfel war Armin Laschet einziger Integrationsminister in den Bundesländern. Heute kandidiert er für den CDU-Vorsitz. Sage noch jemand, es habe sich nichts geändert in 14 Jahren. Noch immer freilich unterscheiden sich die Vorstellungen stark, was unter Integration zu verstehen sei. Damals wurde Laschet für die Idee einer Einbürgerungskampagne heftig kritisiert - vor allem in den eigenen Reihen. Heute erkennen Unionspolitiker bis zur Kanzlerin Rassismus als ein Problem, das Integration verhindert und überlagert.
Kein Wunder, mittlerweile zieht Rassismus eine sichtbare Blutspur. Und eines ist gleich geblieben: Dass Konservative die Integration einseitig als Aufgabe für Migranten betrachten und sich selbst das Privileg anmaßen, Menschen danach zu beurteilen und letztlich danach auszuwählen, ob sie Deutschland von Nutzen sind. Wo nicht, findet Integrationsbereitschaft schnell ihre Grenzen - in der Union selbst. Dass auch Flüchtlinge Deutschland langfristig von Nutzen sein können und Nutzen nicht das Kriterium ist, wonach Politik ihre Reaktion auf internationale Entwicklungen definieren sollte, ist das eine. Das andere, dass eine solche, auf den eigenen Nutzen spekulierende Sicht selbst Vorläufer von Rassismus ist. Denn sie mündet immer irgendwann in die Frage, ob der eigene Vorteil nicht die Herabsetzung der Interessen anderer verlangt und irgendwann die Herabsetzung auch anderer Personen. Mit der Begründung: diese zählten weniger. Ähnlich mag auch der Täter von Hanau gedacht haben.
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