Wozu Menschen fähig sind
Der ukrainische Historiker Boris Zabarko stellt mit Margret und Werner Müller Zeugnisse des Holocaust in der Ukraine vor
Das Kölner Ehepaar Margret und Werner Müller hat seit 20 Jahren Kontakt zu Opfern des Naziterrors in Osteuropa. Nun haben sie zusammen mit dem Historiker Boris Zabarko Berichte von Überlebenden veröffentlicht, eine Art »Geografie des Holocaust« in der Ukraine.
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Boris Zabarko/Margret und Werner Müller (Hg.): Leben und Tod in der Epoche des Holocaust in der Ukraine. Zeugnisse von Überlebenden.
Metropol, 1152 S., geb., 49 €.
Es war in der Sowjetunion lange Zeit politisch unerwünscht, Juden als eigenständiger Opfergruppe zu gedenken. Untersuchungen wurden zurückgehalten, das Wissen über den Judenmord während der deutschen Okkupation war gering. Erst Anfang der 90er Jahre brach das Tabu auf. Zabarko begann nun, Interviews zu führen, was inzwischen zu seiner Lebensaufgabe geworden ist. Deutlich wird in den Berichten, wie zielgerichtet und brutal die deutschen Einsatzgruppen und Sonderkommandos vorgingen.
Mindestens 1,5 Millionen Juden wurden in der Ukraine ermordet. Babyn Jar wurde dort zum Synonym des in der Geschichte einzigartigen Verbrechens. Die Buchhalter des Grauens listeten als Resultat des Massakers am 29. und 30. September 1941 in jener Schlucht bei Kiew insgesamt 33 171 erschossene Juden auf. Selbst die Kleidung und andere Hinterlassenschaften der Ermordeten wurden penibel registriert, desinfiziert und der NS-Volkswohlfahrt zugeführt, von 137 Lastwagen ins »Reich« verfrachtet. Die Verbrechen geschahen unter den Augen der ortsansässigen Bevölkerung, die teilweise zu Komplizen wurden.
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Auch nach über sieben Jahrzehnten ist es immer noch unbegreiflich, wozu Menschen fähig sein können.
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