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Der Markt lässt die Maske fallen
Schutzausrüstungen werden in der Corona-Krise zur umkämpften Ware
Kein Gegenstand hat eine solche Symbolkraft in der gegenwärtigen Pandemie wie die Atemschutzmaske. Bei diesem Hilfsmittel überschneiden sich fiktive und tatsächliche Bedürfnisse: Die einen meinen, sich im Alltag damit schützen zu können. Die anderen brauchen es bei ihrer Arbeit mit Kranken. Dank der großen Nachfrage versuchen Krisengewinnler, ein Geschäft damit zu machen.
Noch vor einer Woche hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärt, zehn Millionen Masken seien auf dem Weg. Offenbar sind sechs Millionen abhandengekommen - auf einem Flugplatz in Kenia. Aufklärung darüber und über die Frage, ob die Bundeswehr den Einkauf organisiert habe, wurde auf der Bundespressekonferenz am Mittwoch ver-langt. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, diese Atemschutzmasken seien nicht aus dem Bestand der Bundeswehr und auch nicht von ihr bestellt oder beschafft worden. Hingegen sollten aus einer Bestellung der Generalzolldirektion am vergangenen Wochenende sechs Millionen Stück geliefert werden. Jetzt sei der Lieferant in der Pflicht, seinem Vertrag nachzukommen. Eine Zahlung sei noch nicht erfolgt.
Der Markt sei »extrem umkämpft«, das hat inzwischen auch das Gesundheitsministerium gelernt. Für Krankenhäuser, die sich im Großhandel oder bei bekannten Herstellern eindecken, sind die Preise meist noch eher niedrig, doch die Lieferzeiten betragen bis zu 20 Wochen. Eine Klinik in Eschweiler musste zum Beispiel schon Tausende Masken zum Stückpreis von sieben Euro kaufen. Ein dreilagiger Klinik-Mundschutz kostete vor Pandemiebeginn 3 bis 15 Cent, eine OP-Maske mit hoher Keimdichtigkeit 5 bis 15 Cent.
Momentan hat wohl niemand die Übersicht darüber, wie viele der Schutzmittel im Gesundheitswesen nötig, wie viele schon bestellt, gekauft und verteilt sind. Das Gesundheitsministerium teilt nur mit, dass seit Ende letzter Woche ausgeliefert werde und zum Beispiel am Dienstag und Mittwoch eine Million FFP-2-Masken verteilt worden seien. Diese schützen gegen bestimmte Sorten Feinstaub, Nebel und Rauch, aber nicht ausreichend vor den besonders gefürchteten Tröpfchenaerosolen oder gar Mikroorganismen wie Viren.
Auch die ambulante medizinische Versorgung ist auf Schutzmaterialien und Desinfektionsmittel angewiesen. Ohne diese werden Praxen schließen müssen, heißt es etwa von der Kassenärztlichen Vereinigung in Brandenburg. Sie hatte selbst eine Charge Schutzmasken organisiert und finanziert, um sie den Corona-Abklärungsstellen des Bundeslandes zur Verfügung zu stellen. Geordert wurden die Masken vom Land Brandenburg. Es funktioniert also doch noch etwas.
Nun lässt sich nur hoffen, dass eine EU-weite Ausschreibung ebenso reibungslos abgewickelt werden kann. Am ersten gemeinsamen Beschaffungsverfahren beteiligen sich 25 EU-Staaten. Ende Februar startete die Ausschreibung für Masken, am 17. März die für andere Schutzausrüstungen. Die Produkte sollen binnen zwei Wochen geliefert werden, heißt es, aber nicht ohne Einschränkung: Das hänge vom Angebot und Produktionskapazitäten der Hersteller ab. Laut EU-Kommission hätten die Bieter ausreichende Mengen zugesichert. Das Material soll an Krankenhäuser, Angehörige von Gesundheitsberufen, Pflegeheime und Personen gehen, »die darauf angewiesen sind«.
Hilferufe kommen inzwischen auch aus anderen kleinen Einrichtungen, die auf direkten Kontakt zwischen Personal oder Ehrenamtlichen und Patienten angewiesen sind, zum Beispiel aus den Kinderhospizen. Abhilfe können nur in begrenztem Maße Improvisation durch Eigenbau von Masken oder Selbsthilfe mit Küchentuch, Stoff und Gummibändern schaffen. Bayern etwa will dafür heimische Firmen in Anspruch nehmen. Es seien mehrere Aufträge vergeben, pro Tag sollten 10 000 Masken hergestellt und ausgeliefert werden, mit Vorrang an Krankenhäuser und Praxen.
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