- Sport
- Marcel Noebels
Olympiasilber ging nur ohne die NHL
Marcel Noebels hat für die Eisbären Berlin seine beste Saison in der DEL gespielt. Jetzt wurde er als bester Ligaspieler geehrt. Nur Meister kann er nicht werden
Sie wurden gerade geehrt, aber nicht wie erwartet auf einer Gala. Konnten Sie das trotzdem genießen?
Für mich war es ein großer Moment, auch wenn er ohne Zuschauer stattfinden musste. Der Präsident des Deutschen Eishockey-Bunds, Franz Reindl, gratulierte mir und Leon Draisaitl auch. Ich habe die virtuelle Ehrung in Krefeld genossen. Für mich war das sehr angenehm, denn in Krefeld brachten mich meine Eltern schon vor 23 Jahren immer zur Eishalle.
Sie kamen 2014 zu den Eisbären. Dort erlebten Sie nun einen Höhenflug mit 23 Toren und 26 Vorlagen in dieser Saison. Sehen Sie sich mittlerweile als Torjäger?
Überhaupt nicht. Ich denke bis heute, dass ich eher ein Vorlagengeber und mannschaftsdienlicher Spieler bin. Wenn sich aber eine Torchance bietet, schlage ich natürlich zu.
Wo werden Sie die beiden Pokale aufbewahren?
Ich hab sie ja noch nicht mal bekommen! Später erhalten sie aber sicherlich einen Platz in unserem Haus in Brandenburg.
Verbringen Sie dort auch gerade Ihre Zeit der eingeschränkten Bewegungsfreiheit?
Wir sind noch ein paar Tage bei meinen Eltern ins Tönisvörst im Rheinland. Danach fahren wir wieder zurück an den Stadtrand von Berlin.
Ohne die Corona-Pandemie wären Sie jetzt möglicherweise im Halbfinale der Playoffs. Wie haben Sie die Saisonabsage verkraftet?
Wie alle meine Mannschaftskameraden mit Fassung und der Einsicht, dass der Abbruch aus medizinischen Gründen richtig war. Nachdem auch die WM abgesagt wurde, halte ich im Moment ein bisschen die Füße still. Ich beschäftige mich etwas mit Gartenarbeit vor dem Haus. Dazu drehe ich täglich ein paar Runden mit Rocky, unserem Hund. Wie jeder andere muss auch ich mit der Lage fertig werden. Ich versuche, mich mit Laufen, viel Radfahren und Krafttraining in unserem Keller fit zu halten.
Die Saison wurde Hals über Kopf abgebrochen. Gab es mit der Mannschaft noch eine Abschlussparty?
Ich hatte die Jungs zu meinem 28. Geburtstag am 14. März auf ein Bier eingeladen, da ahnten wir schon, wussten aber noch nicht konkret, dass das Saisonende bevorsteht. Wir waren wenigstens alle noch mal beisammen.
Sie wurden 2011 von einem NHL-Klub im Draft ausgewählt und waren im vorigen Jahr noch mal zum Probetraining in Boston. In der besten Liga der Welt durften Sie aber nie spielen. Haben die NHL-Manager übertriebene Anforderungen? Immerhin sind Sie Silbermedaillengewinner bei Olympia und jetzt der beste Spieler in Deutschland.
Es gibt im Leben Dinge, die einfach nicht geschehen sollen. Ich glaube, dass ich mich gut dargestellt habe, aber manchmal liegt die eigene Entwicklung in den Händen anderer. So etwas hat aber immer zwei Seiten: Durch die Ablehnung in der NHL konnte ich erst an Olympia teilnehmen und mit dem deutschen Team Silber holen. Ich wäre sonst auch nicht »Spieler des Jahres« in der DEL geworden.
Wie werden Sie sich auf die neue Saison vorbereiten?
Wir haben am Rande Berlins ein gemütliches Zuhause, deshalb werde ich im Sommer zum Teil dort sein. Ich halte aber nicht viel vom Eistraining im Sommer, also will mich wieder mit intensivem Athletiktraining bei Torsten Voß im Rheinland vorbereiten. Das hat mir im vorigen Jahr viel gebracht.
Im Herbst werden manche Teamkollegen nicht mehr da sein. Wen werden Sie am meisten vermissen?
Da fällt mir sofort Louis Marc Aubry ein, mit dem ich voriges Jahr in einer Reihe gespielt habe. Dann noch Florian Kettemer, der in der Kabine als guter Kumpel neben mir saß. Und natürlich unser Kapitän André Rankel, der nicht nur mein Hausnachbar ist. Er hat uns alle gut geführt. Er wird also nicht nur mir fehlen. André besitzt neben spielerischem Können auch menschliche Größe. Das bewundere ich an ihm.
Werden Sie sein Nachfolger?
Das bestimmt der Trainer. Ich würde mich vor der Verantwortung nicht drücken, aber André hinterlässt ziemlich große Fußstapfen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.