Bericht: Bekannte Big-Data-Firma will Corona-App umsetzen

US-Dienst Bloomberg berichtet über Gespräche von Palantir mit europäischen Staaten

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

Immer mehr Staaten fordern sie: die Corona-App. Mit ihrer Hilfe sollten die Infektionswege des Coronavirus leichter zurückzuverfolgen seinen. Der Prozess nimmt nun Fahrt auf. Nach Informationen des US-Portals Bloomberg sei das Unternehmen »Palantir« bereits in Gesprächen mit den Behörden in Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie Der Standard unter Berufung auf die Austria Presse Agentur APA meldet, wurde das Angebot bereits durch das österreichische Bundeskanzleramt bestätigt. Das Angebot sei von Palantir ausgegangen, sagte ein Sprecher.

Das kalifornische Unternehmen in Palo Alto wurde durch seine Kooperation mit dem US-Geheimdienst CIA bekannt und arbeitet bereits bei mehreren Projekten mit deutschen Sicherheitsbehörden zusammen. In Hessen kommt im Rahmen des Projektes »Hessendata« die Software »Palantir Gotham« zum Einsatz. Auch Nordrhein-Westfalen plant unter dem Projektnamen »DAR« (Datenbankübergreifende Analyse und Recherche) den Einsatz der Software.

Neben dem Hauptargument der »Freiwilligkeit« einer geplanten Corona-App lassen Datenschützer in Deutschland derzeit erkennen, dass bei anonymisierten Daten nichts dagegen spricht, eine Corona-App zu verwenden. Vor allem müsse gewährleistet sein, dass die Daten auf dem Smartphone der nutzenden Personen verbleiben. Gerade diese Prämisse lässt Palantir, deren Produkte auf eine Vernetzung von unterschiedlichen Datenbanken abzielen, als ungeeignet für das Projekt Corona-App erscheinen.

Zu einem Kontakt zum Unternehmen Palantir äußert sich die deutsche Bundesregierung derzeit nicht. Man begleite die Entwicklung, wolle Infektionsketten »möglichst schnell und möglichst lückenlos« nachverfolgen und unterbrechen. Dafür suche die Bundesregierung »einen technisch machbaren und politisch umsetzbaren Weg.«

Bereits am 27.03.2020 hatte das Portal BusinessInsider.com darüber berichtet, dass in Großbritannien eine Kooperation von Amazon, Microsoft und Palantir bei der Datenerfassung im Rahmen einer »Service-Landkarte« tätig werden wolle.

Weitere Produkte der Firma stehen in den USA vor allem Sicherheitsbehörden, wie dem US-Militär zur Verfügung.

Die Verwendung des Anbieters brachte dem hessischen Innenminister Peter Beuth 2019 zum bereits zweiten Mal den Big Brother Award für das Projekt Hessendata ein, das als Meilenstein in Richtung »Kontroll- und Überwachungsstaat« gesehen wird. Kritiker sprechen auch von der »Palantir-Ermächtigung«.

ndPodcast zu Corona-Apps
Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.