• Corona

Was geht? Das geht:

Wir feiern die neue Bleib-zuhause-Kultur: Heute mit Agamben, Žižek, Varoufakis und digitaler Soziologie in Berlin

  • Tom Wohlfarth
  • Lesedauer: 2 Min.

Was soll man tun, wenn man jetzt so viel zu Hause bleiben muss? Die berühmte soziologische Fantasie entwickeln. Seit Wochen schon ist Deutschland fest in der Hand der Virologen. Und obwohl »Deutschlands Chef-Virologe« Christian Drosten von Beginn an forderte, die Politik solle bei ihren Entscheidungen über zu treffende Maßnahmen nicht nur auf Leute hören, die sich mit medizinischen Infektionsketten auskennen, sondern auch auf solche, die etwas über soziale Strukturen und Beziehungen zu sagen hätten, hängt die Nation in Schockstarre vor allem an Drostens Lippen in dessen täglichem NDR-Podcast. In der »Zeit« wurde der Direktor der Virologie an der Berliner Charité schon zum neuen Kanzler ausgerufen.

Doch auch die Geistes-, Rechts- und Sozialwissenschaftler wollen sich nicht lumpen lassen. Nach einem frühen Schlagabtausch in der »Neuen Zürcher Zeitung« zwischen dem italienischen Ausnahmezustandsfanatiker Giorgio Agamben und Slavoj Žižek, dem hyperaktiven slowenischen Kommunismus-Clown (das ist natürlich als Kompliment gemeint!), der inzwischen auch schon das erste Buch zur Pandemie angekündigt hat, laufen die gesellschaftlichen Großanalysen langsam warm. Erste Diskurs-Übersichten aus sozialwissenschaftlicher Perspektive bietet das Online-Magazin »Soziopolis«. Auch das »Philosophie Magazin« bietet mehrmals wöchentlich eigene Analysen und in seinem Newsletter zusätzlich eine Netzlese.

Die Bundeszentrale für politische Bildung hate eine tägliche digitale »Politikstunde« eingerichtet, in der namhafte Youtuber und Professoren über aktuelle Verschwörungstheorien, politischen Rap und Donald Trumps Corona-Kommunikation aufklären. Auch die Bewegung »Demokratie in Europa« (DiEM25) des früheren Syriza-Finanzministers Yanis Varoufakis hat auf Zoom und Youtube ein interaktives und internationales TV-Programm (in englischer Sprache) auf die Beine gestellt, in dem beispielsweise Noam Chomsky, Saskia Sassen und Richard Sennett die »World after Corona« erklären.

Am Mittwoch startet nun auch das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) ein groß angelegtes digitales Kolloquium auf Zoom und Youtube zu »Soziologischen Perspektiven auf die Corona-Krise«. Die ersten Impulse kommen von Karl Ulrich Mayer, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin, und Armin Nassehi, LMU München. Los geht’s um 11 Uhr.

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