Anklage im FIFA-Prozess

Geldwäsche und Bestechung bei WM-Vergaben

  • Florian Lütticke und Maximilian Haupt, New York
  • Lesedauer: 3 Min.

Zweieinhalb Jahre vor der WM in Katar werden der umstrittene Gastgeber und der Fußballweltverband FIFA von brisanten Details im fortwährenden US-Prozess erschüttert. Bestechung von insgesamt vier ehemaligen Funktionären, verschwörerische Mails, Zahlungen über Strohfirmen in der Karibik: So deutlich wie nie zuvor skizziert die Staatsanwaltschaft auf 70 Seiten in einer offiziellen Anklageschrift auch den angeblichen Betrug bei den WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022.

Nach jahrelangen Ermittlungen und mehr als 40 Anklagen im FIFA-Korruptionsskandal setzen die Anschuldigungen vor allem die katarischen WM-Ausrichter unter Druck. Auf Anfrage äußerten sich zunächst weder die FIFA noch die Organisatoren im Wüstenstaat. In der Anklage vor einem Bundesgericht in Brooklyn, die am Montag veröffentlicht wurde, wird drei Medienrechtehändlern und einem Unternehmen aus Uruguay Überweisungsbetrug und Geldwäsche vorgeworfen.

Zündstoff findet sich aber auch in den weiteren Unterpunkten zu den Ermittlungen. Demnach sollen drei südamerikanische Funktionäre Geld für ihre Stimme an Katar erhalten haben: Der inzwischen gestorbene Nicolás Leoz, damaliger Chef des südamerikanischen Kontinentalverbandes; Ricardo Teixeira, Ex-Fußballchef Brasiliens, der schon wegen anderer Delikte lebenslang von der FIFA gesperrt wurde; und ein namentlich nicht genannter Mitverschwörer, der hohe Positionen in der FIFA und im argentinischen Fußball innehatte. Bereits vor zweieinhalb Jahren hatte Kronzeuge Alejandro Burzaco als Chef einer argentinischen Sportmarketingfirma ausgesagt, dass der frühere FIFA-Vize Julio Grondona bei der WM-Vergabe an Katar mehr als 800 000 Euro erhalten haben soll. Gianni Infantino zog keine Konsequenzen: »Unglücklicherweise gibt es eine schlechte Vergangenheit. Wir müssen lernen und nach vorne schauen«, sagte der Weltverbandschef im Dezember 2017.

Auch die Vergabe der WM 2018 an Russland trifft erneut schwere Vorwürfe. Laut Anklage soll der mittlerweile lebenslang gesperrte Jack Warner für seine Stimme fünf Millionen US-Dollar erhalten haben - gezahlt über zehn Offshore-Strohfirmen in mehr als zwei Dutzend Überweisungen. Der Name des nachweislich korrupten ehemaligen FIFA-Vizepräsidenten aus Trinidad und Tobago tauchte auch im Skandal um die WM 2006 auf. Die Anklage zitiert aus E-Mails, die der Partner eines Beraters des ehemaligen FIFA-Chefs Joseph Blatter an Warners Assistenten geschrieben haben soll: »Weise ihn freundlich darauf hin, dass, ›was vereinbart wurde, diese Woche getan wird‹.« Sollte sich der »liebe Freund« nicht an »Versprechen« halten, würde das dem Schreibenden »persönlich extreme Schwierigkeiten« bereiten.

Eine Untersuchung unter der Leitung des früheren Chefs der FIFA-Ethikkommission, Michael Garcia, hatte zwar viele verdächtige Details im Zuge der Vergabe an Russland und Katar hervorgebracht. Der im Herbst 2014 veröffentlichte Bericht stellte aber auch fest, dass es »keinen Beweis in den Protokollen« für eine Verbindung der Zahlung zur Katar-Bewerbung gebe. dpa/nd

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