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Das Ende der Solidarität

In der Dritten Liga verhärten sich die Fronten zwischen der Forderung nach Saisonabbruch und Geisterspielplänen

  • Michael Wilkening
  • Lesedauer: 3 Min.

Mitte März und damit vor den Klubs der ersten und zweiten Bundesliga hatten sich die Vereine der Dritten Liga dafür ausgesprochen, die Saison mindestens bis zum 30. April zu unterbrechen. »Wir brauchen untereinander die größtmögliche Solidarität«, sagte Tom Eilers, Vorsitzender des Ausschusses der Dritten Liga, bei der Bekanntgabe dieser Entscheidung. Vermutlich war Eilers zu diesem Zeitpunkt tatsächlich überzeugt, dass es möglich ist, die Einzelinteressen der 20 Vertreter wegen der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie zurückzuhalten. Doch knapp einen Monat später ist klar, dass dies nicht mehr möglich ist. Längst ist eine offene Diskussion darüber entbrannt, ob die Saison in Form von Geisterspielen beendet oder zügig abgebrochen werden soll. Es gibt zwei Lager.

Zu den Sprechern der Vereine, die die Saison sportlich beenden wollen, schwangen sich am Donnerstag die fünf Drittligavereine aus Bayern auf. Sie gingen mit einer gemeinsamen Erklärung an die Öffentlichkeit. »Die fünf bayerischen Drittligaklubs sind sich einig, dass die zeitnahe Fortführung der aktuell aufgrund der Covid-19-Pandemie unterbrochenen Spielzeit in der 3. Liga nach aktueller Faktenlage alternativlos ist«, heißt es darin. »Geisterspiele sind nicht schön, aber überhaupt kein Fußball ist die schlechteste Lösung. Daher wollen wir so schnell wie möglich versuchen, diese Saison auf sportlichem Wege zu Ende zu bringen«, erklärten Vertreter des FC Ingolstadt. Die bayerischen Klubs TSV 1860 München, SpVgg Unterhaching, Würzburger Kickers, FC Bayern II und Ingolstadt stehen mit ihrem Vorstoß nicht allein da, zuletzt hatten sich Vertreter des MSV Duisburg, Eintracht Braunschweig oder Hansa Rostock ähnlich geäußert.

Die verbale »Retourkutsche« gab es am Freitag, als sich ein Bündnis von acht Klubs für einen sofortigen Saisonabbruch aussprach. Gemeinsam verfassten der Hallesche FC, der SV Waldhof Mannheim, der 1. FC Magdeburg, Preußen Münster, der Chemnitzer FC, die SG Sonnenhof Großaspach, der FSV Zwickau und Carl Zeiss Jena eine Erklärung, in der steht: »Wir sind davon überzeugt, dass der Preis für eine Fortsetzung der Saison nicht unverantwortlich hoch sein darf - gesellschaftlich, bezogen auf die Gesundheit und auch wirtschaftlich.« Ein paar wenige Klubs haben sich vor einer weiteren Konferenz der Liga in der kommenden Woche nicht öffentlich positioniert.

Beide Seiten argumentieren interessanterweise damit, dass es wirtschaftlich negative Auswirkungen hätte, die Saison fortzusetzen beziehungsweise abzubrechen. Die Verfechter einer Fortsetzung weisen darauf hin, dass die letzte Saisonrate an TV-Geldern noch nicht ausgezahlt sei, während die Befürworter eines Abbruchs Sorge haben, bei »vollen Kosten keinerlei Einnahmen aus dem Spielbetrieb« zu haben, wenn es Geisterspiele geben sollte. Im Augenblick sparen die meisten Klubs einen Teil der Spielergehälter ein, in dem sie Kurzarbeit angemeldet haben.

Hinter den vielen Worten beider Seiten stehen individuelle Interessen der Vereine. Die acht Befürworter eines schnellen Abbruchs würden voraussichtlich davon profitieren, denn sie stecken entweder im Abstiegskampf oder haben im Fall des SV Waldhof Mannheim gerade einen Aufstiegsplatz inne. Wird die Spielzeit beendet, dürfte es keine Absteiger geben und die Waldhöfer können auf den Aufstieg am Grünen Tisch hoffen. Dementgegen stehen die Interessen der Gruppe, die Geisterspiele favorisieren, denn mit Ausnahme der U23 des FC Bayern haben sie wegen des Gedränges an der Tabellenspitze bei einer Fortsetzung die Chance, in die Zweite Liga aufzusteigen. Vom Sprung in die Zweite Liga träumen fast alle Drittligisten, um dort durch erheblich mehr Einnahmen aus der TV-Vermarktung die Defizite der Vergangenheit ausgleichen zu können.

Die von Eilers Mitte März erhoffte Solidarität gibt es nicht mehr und es wird spannend, welche Gruppe sich durchsetzen kann. Sofern es der Liga überhaupt überlassen bleibt, eine Entscheidung zu treffen. Bei einem neuerlichen Anstieg der Corona-Infizierungen könnte der Streit innerhalb der Drittligisten von politischen Beschlüssen überlagert werden. Vielleicht wäre das für das künftige Miteinander der Vereine sogar die beste Lösung.

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