Erste Lockerungen der Corona-Maßnahmen treten in Kraft

Einige Geschäfte dürfen wieder öffnen - unterschiedliche Umsetzung in Bundesländern

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hat an die Menschen in Deutschland appelliert, die Lockerungen der harten Beschränkungen im Kampf gegen die Corona-Krise diszipliniert und mit Bedacht zu nutzen. »Jetzt geht es darum, die Disziplin, die wir beim zu Hause bleiben gezeigt haben, auch in andere Bereiche zu übertragen«, sagte Braun der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Wenn die Infektionszahlen wieder zu stark steigen würden, »werden wieder mehr Einschränkungen nötig werden, weil sonst ein Teufelskreis entsteht«.

Bund und Länder hatten sich vergangene Woche darauf geeinigt, dass von diesem Montag an Geschäfte mit einer Ladenfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder öffnen dürfen. Ebenfalls erlaubt ist dies - unabhängig von ihrer Größe - auch Kfz- und Fahrradhändlern sowie Buchhandlungen. Einzelne Bundesländer setzen die Entscheidungen allerdings unterschiedlich je nach den örtlichen Gegebenheiten um.

Grundlage der Entscheidungen von Bund und Ländern für erste Schritte zur Lockerung der Beschränkungen sei folgende Strategie gewesen, sagte Braun: »Wir müssen lernen, trotz der Pandemie so normal wie möglich zu leben. Dazu müssen wir unsere Verhaltensweisen auch am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum so anpassen, dass wir Ansteckungen so weit wie möglich vermeiden.« Weil dies ein Lernprozess sei, »müssen wir in kleinen Schritten vorgehen«.

Der Kanzleramtschef mahnte: »Im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz und auch in den Schulen und Hochschulen müssen wir die Disziplin entwickeln, die Hygiene- und Abstandsregeln im Alltag einzuhalten.« Dies sei schwieriger als zu Beginn der Beschränkungen. »Aber je besser wir es schaffen, desto mehr können wir schrittweise zu einem weitgehend normalen Wirtschafts- und Sozialleben zurückkehren.«

Auf die Frage, ob Öffnungen zurückgedreht werden müssten, wenn sich die Menschen nicht an die Hygiene- und Abstandsregeln halten und die Infektionszahlen in der Folge wieder stark steigen würden, sagte Braun: »Genau das wollen wir durch unser schrittweises, vorsichtiges Vorgehen vermeiden.« Der Kanzleramtschef, der selbst Arzt ist, fügte hinzu: »Ich glaube da an die Menschen in Deutschland, die hoffentlich jede wiedergewonnene Freiheit mit Bedacht nutzen.«

Ansonsten drohe ein Teufelskreis: »Wenn die Zahlen steigen würden, gelänge uns die Nachverfolgung der Kontakte nicht mehr. Das würde zu einem weiteren Anstieg der Infektionsdynamik führen«, sagte Braun. »In der Folge würden uns die Intensivbetten ausgehen, was dazu führt, dass nicht jeder Patient die notwendige Behandlung bekommt. Das dürfen wir nicht riskieren«, warnte der CDU-Politiker.

Die Strategie der Bundesregierung sei es, »Ansteckungen zu vermeiden und bezüglich der Immunität auf die Einsatzfähigkeit eines Impfstoffes zu warten«, betonte Braun. Auch angesichts der kritischen Reaktionen aus der Wirtschaft und insbesondere aus Teilen des Handels zu den vorsichtigen Lockerungs-Entscheidungen der Bundesregierung mahnte er zu Geduld und Disziplin. Wie groß die längerfristigen Einschränkungen sein müssten, »hängt von uns allen ab.« dpa/nd

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