Verhinderter Agent
Personalie
Er wollte für Iran spionieren, war aber zu blöd dazu - das ist, drastisch gesprochen, die Quintessenz der Informationen des israelischen Inlandsgeheimdienst Schin Bet, die das Nachrichtenportal Ynet veröffentlichte. Am 16. März wurde der israelische Staatsbürger, politische Aktivist und Kämpfer für Palästinenserrechte Ayman Haj Yahya verhaftet. Er wird wegen Landesverrats angeklagt. Sollte der Richter für die Staatsanwaltschaft entscheiden, ist es möglich, dass der 50-Jährige den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen muss.
Die Geschichte, die seiner Verhaftung vorausging, ist an Skurrilität kaum zu überbieten. Über Facebook soll Ayman Yahya mit einem Libanesen namens Khaled Aymani in Kontakt gekommen sein. 2018 sollen sie sich zuerst mehrfach in Europa begegnet sein, wo Aymani offenbarte, dass er als Mittelsmann für den iranischen Geheimdienst arbeite und sie an einer Rekrutierung interessiert seien. Aymani soll Yahya daraufhin ein Verschlüsselungsgerät zur Geheimkommunikation überreicht haben. Doch dieser war wohl unfähig, das Gerät zu benutzen.
Im Februar 2020 reiste Yahya angeblich nach Ungarn, um dort zwei iranische Agenten zu treffen, die dem neuen Spion ein zweites Gerät inklusive Gebrauchsanleitung überreichten. Am 11. März soll er dann die ersten Informationen übermittelt haben. Am 16. März erhielt er eine Antwort, war jedoch laut israelischem Geheimdienst wieder außerstande, diese zu entziffern. Am selben Tag wurde er verhaftet.
Geboren und aufgewachsen ist Ayam Haj Yahya 1970 in der überwiegend von Arabern bewohnten Stadt Tayibe in Israel. Er war lange Mitglied der arabischen Partei Balad, die mit dem Bündnis Gemeinsame Liste drittstärkste Kraft im israelischen Parlament ist. 2014 verließ er Balad aufgrund politischer Differenzen. Er gilt als wohlbekannter Aktivist für die palästinensische Sache. Ein ehemaliger Parteigenosse, der jedoch anonym bleiben möchte, sagte gegenüber dem Fernsehsender Al Jazeera, er vermute hinter Yahyas Verhaftung ein politisches Motiv.
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