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Corona-Spuren auch für Busse gefordert
Allein Friedrichshain-Kreuzberg hat in den letzten Wochen über 15 Kilometer temporäre Radwege markiert, auf Kosten von Auto-Fahrspuren und hunderten Parkplätzen. Weitere Bezirke sind gefolgt oder wollen das tun. Eine beeindruckende Leistung nach jahrelangem gefühlten Stillstand. »Wir begrüßen ausdrücklich, dass Rad- und Fußverkehr in der Coronakrise mehr Platz und Abstand erhalten«, sagt Jens Wieseke, Sprecher des Berliner Fahrgastverbands IGEB.
»Es ist jedoch unbedingt erforderlich, sofort ein vergleichbares Programm für Busse und Straßenbahnen der BVG zu starten«, erklärt er. Denn mit der teilweisen Rücknahme der Einschränkungen werde auch der Autoverkehr wieder zunehmen und damit den Öffentlichen Personennahverkehr blockieren. »Ziel aller muss es sein, dass sich die Fahrgäste in Bussen und Bahnen dort so kurz wie möglich aufhalten«, so Wieseke weiter.
Die Fahrgastvertreter haben konkrete Vorstellungen, wo Busse freie Fahrt haben sollten. So auf der Elsenbrücke und Magistralen wie der Heerstraße, Puschkinallee oder Kantstraße. »Dabei darf die Straßenbahn nicht vergessen werden«, sagt der IGEB-Sprecher. Vor stauanfälligen Kreuzungen müssten Gleise in größerem Maßstab abmarkiert werden, so auf der Invalidenstraße, Eberswalder Straße oder Wassersportallee.
»Das ist nett gedacht, aber eine Busspur wird nicht ohne Grund per Bescheid angeordnet. Die muss durchdacht und rechtlich abgesichert sein«, reagiert Petra Nelken, Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), eher reserviert auf den Vorschlag. Offenbar ist die jahrelang angekündigte Ausweitung des Busspurnetzes planerisch längst nicht so weit wie die Radwegeplanungen einiger Bezirke. Denn die Corona-Radspuren sind meist nur die provisorische Realisierung bereits geplanter Maßnahmen.
Die Senatsverkehrsverwaltung reagiert äußerst zurückhaltend und spät auf nd-Anfrage. »Im Gegensatz zur Einrichtung von Radfahrstreifen, die überall eingerichtet werden können, ist eine logische Voraussetzung für die Anordnung von Bussonderfahrstreifen immer eine Mindestbusfrequenz pro Stunde – bei Radfahrstreifen steht dagegen der Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer im Vordergrund«, heißt es. Allein deswegen sein ein »Pop-Up-Verfahren« wie bei den pandemieresilienten Radfahrstreifen bei Busspuren nicht in gleicher Weise möglich. »Pläne für die Einrichtung von temporären Bussonderfahrstreifen – jenseits der üblichen temporären Anordnung etwa für den Schienenersatzverkehr – gibt es derzeit nicht«, heißt es weiter.
Die Senatsverkehrsverwaltung hatte zuletzt Ende letzten Jahres eine Ausweitung des Busspurnetzes für dieses Frühjahr in Aussicht gestellt. Bis zum April 2020 seien insgesamt fast 13 Kilometer neue Busspuren in neun Bezirken angeordnet worden, heißt es nun. Für die Umsetzung sind die Bezirke zuständig. »Für weitere knapp neun Kilometer Bussonderfahrstreifen laufen die finalen Abstimmungen, so dass die Anhörung und Anordnung kurz bevorsteht. Weitere Strecken sind noch in Prüfung und Abstimmung«, erklärt die Verkehrsverwaltung. Die aktuelle Krisensituation verzögere die weitere Bearbeitung allerdings wegen der umfangreichen Abstimmungen.
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