Hier herrscht das Gesetz der Straße
Die Favela Maré gehört zu den gewalttätigsten Regionen in Brasilien
Der Favela-Komplex Maré befindet sich im Norden von Rio de Janeiro, ganz in der Nähe des internationalen Flughafens . Die drei wichtigsten Autobahnen der Stadt laufen unmittelbar am Stadtteil vorbei. Rund 140 000 Menschen wohnen in den 16 Gemeinden, die den Favela-Komplex bilden.
Gegründet wurde Maré in den 1940er Jahren. Damals war das Land noch Mangrovensumpfgebiet, die Bewohner*innen errichteten ihre Hütten auf Stelzen. Einen rasanten Bevölkerungszuwachs erlebte die Favela vor 30 Jahren. Damals kamen Hunderttausende armer Migrant*innen aus dem Nordosten in der Hoffnung auf Arbeit nach Rio de Janeiro.
Bis heute ist das Gebiet von staatlicher Seite stark vernachlässigt geblieben. In den Stadtteil verirrt sich nur selten ein Tourist, auf vielen Karten der Stadt ist das Gebiet ein weißer Fleck. Drogengangs kontrollieren die Favela, die zu den gewalttätigsten Regionen in ganz Brasilien zählt. Im Gegensatz zu den Favelas Cidade de Deus und Rocinha haben die Drogengangs aber in Maré keine Ausgangssperren wegen des Coronavirus durchgesetzt. Indes liefern sich Polizei und Drogengangs regelmäßig schwere Gefechte, etliche Menschen sind in den vergangenen Monaten im Kugelhagel gestorben.
Im Jahr 2014, im Vorfeld der Olympischen Spiele, besetzte das Militär den Favela-Komplex. Bewohner*innen berichteten von schweren Menschenrechtsverletzungen von Seiten der Soldaten. Mittlerweile ist das Militär abgezogen, die Gewalt und Repression von Sicherheitskräften ist jedoch immer noch trauriger Alltag. Mit Amtsantritt des ultrarechten Gouverneurs Wilson Witzel hatte die Polizeigewalt vorerst stark zugenommen. Seit Corona gibt es zwar weniger Polizeieinsätze, doch nun droht durch das Virus eine andere Gefahr. nfr
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