»Wir kämpfen weiter«
Ein US-Gericht verwehrt den Fußballerinnen die gleichen Gehälter wie ihre männlichen Kollegen. Nun wollen sie in Berufung gehen
Megan Rapinoe schaltete gleich nach dem juristischen Rückschlag wieder in den Angriffsmodus. »Wir werden niemals aufhören, für Gleichberechtigung zu kämpfen«, schrieb die Kapitänin der US-amerikanischen Fußballnationalmannschaft bei Twitter. Das Scheitern der Klage auf gleiche Bezahlung wie ihre im Vergleich deutlich weniger erfolgreichen männlichen Kollegen wollen die US-Fußballerinnen nicht so einfach auf sich sitzen lassen.
»Wir sind schockiert und enttäuscht über die heutige Entscheidung, aber wir werden unseren harten Kampf für gleiches Entgelt nicht aufgeben«, kündigte auch Teamsprecherin Molly Levinson an. Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden sprang den Spielerinnen zur Seite und attackierte den nationalen Fußballverband USSF: »Equal Pay und zwar jetzt! Ansonsten könnt ihr, wenn ich Präsident bin, für eure WM-Finanzierung woanders hingehen«, twitterte Biden. Die Männer-WM 2026 wird gemeinsam von Kanada, Mexiko und den USA ausgerichtet werden.
Das Frauennationalteam mit Weltfußballerin Rapinoe an der Spitze hatte juristisch eine Rückvergütung in Höhe von 66 Millionen US-Dollar gefordert, um finanziell zur Bezahlung des Nationalteams der Männer aufzuschließen. Doch Richter Gary Klausner vom US-Bezirksgericht für Zentralkalifornien wies den von den Frauen gegen die USSF erhobenen Vorwurf der Lohndiskriminierung in einem 32-seitigen Urteil zurück. In der Urteilsbegründung verwies das Gericht darauf, dass Beweise vorlägen, wonach die Spielerinnen ein vom Verband bereits unterbreitetes Angebot mit identischer Entlohnung wie bei den Männern abgelehnt hätten.
Die Weltmeisterinnen von 2019 hätten stattdessen zusätzlich noch höhere Prämien, ein erhöhtes Grundgehalt sowie die Erhöhung der Zahl von Vertragsspielerinnen gefordert. Rückwirkend könnten sich die US-Spielerinnen somit nicht über Lohndiskriminierung vonseiten der USSF beklagen, hieß es weiter.
Dem Urteil waren viele erfolglose Verhandlungsrunden zwischen Verband und Spielerinnen vorausgegangen, vor Gericht eskalierte der Streit dann richtig. Verbandspräsident Carlos Cordeiro musste nach sexistischen Äußerungen sogar seinen Hut nehmen. Der 64-Jährige hatte den Unterschied in der Bezahlung damit gerechtfertigt, dass der Job eines Spielers aus dem Männerteam ein höheres Niveau an Fähigkeiten verlange als der einer Spielerin aus dem Team der Frauen.
Außerdem argumentierte der Verband, dass die Entlohnung im Frauenbereich zwischen 2015 und 2019 bereits höher gewesen sei als bei den Männern. Die Frauen erhielten in dem Zeitraum nach Verbandsangaben insgesamt 24 Millionen US-Dollar und somit durchschnittlich 220 747 Dollar pro Spiel. Bei den Männern seien dagegen nur 18 Millionen US-Dollar und im Schnitt 212 639 Dollar pro Partie gezahlt worden. Levinson wies diese Zahlen als irreführend zurück. Schließlich könnten die Männer theoretisch viel mehr verdienen, da ihre Siegprämien höher seien. Nur hätten sie beispielsweise im Jahr 2018 nur drei von elf Spielen gewonnen, die Frauen aber 18 von 20.
Neben der vermeintlich schlechteren Bezahlung hatten die Weltmeisterinnen von 2019 juristisch auch schlechtere Reisebedingungen und eine schlechtere medizinische Versorgung angeprangert, diese Vorwürfe will das Gericht im Juni gesondert verhandeln.
Aber auch in Sachen »Equal Pay« ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: »Wir wissen, dass es Mut und Ausdauer erfordert, sich zu behaupten«, sagte Levinson. »Aber wir werden Berufung einlegen und weitermachen.« SID/nd
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