Covid-19 Impfungen: Hilfsorganisationen fordern globale Solidarität

EU-Geberkonferenz will ab Montag Milliarden für Impfstoffentwicklung sammeln / Entwicklungsminister Müller (CSU) warnt: Corona besiegen wir nur weltweit

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Berlin. Ein künftiger Impfstoff gegen das Coronavirus muss nach Worten von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) weltweit günstig zur Verfügung gestellt werden. Vor einer von der EU-Kommission initiierten Geberkonferenz am Montag sagte Müller: »Egal wer den Impfstoff zuerst hat: Es muss sichergestellt sein, dass er überall auf der Welt und zu einem erschwinglichen Preis verfügbar ist. Denn Corona besiegen wir nur weltweit, sonst kommt es in Wellen zurück.«

Die Geberkonferenz im Internet soll den Auftakt eines Spendenmarathons bilden und nach dem Willen der EU-Kommission zunächst Zusagen für 7,5 Milliarden Euro zusammenbringen. Damit sollen die Entwicklung und Einführung erschwinglicher Impfstoffe, Tests und Behandlungsmöglichkeiten unterstützt werden. Hilfsorganisationen befürchten, dass die Ärmsten vergessen werden könnten.

In einem dringenden Appell haben sich deshalb Ärzte der Welt, das Aktionsbündnis gegen Aids und Ärzte ohne Grenzen sowie Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kirche, an Angela Merkel gerichtet. »Gesundheit ist ein Menschenrecht, auch in Krisenzeiten,« heißt es in dem offenen Brief an die Bundeskanzlerin. Deutschland müsse sich dafür einsetzen, dass niemand bei den Bemühungen gegen das Virus benachteiligt oder ausgeschlossen wird.

Die Bundesregierung solle alles in ihrer Macht Stehende tun, »damit egoistische Interessen von Staaten oder Gewinnerwartungen von Firmen nicht über das Leben von Menschen gestellt werden«, fordern die Unterzeichnenden. Letztlich sei vor allem der politische Wille entscheidend, damit in Deutschland, in Europa und weltweit die richtigen Schritte unternommen werden, um die globale Gemeinschaft besser zu schützen.

Die Bundeskanzlerin könne als Ko-Vorsitzende der Konferenz entscheidend dazu beitragen, dass nicht privatwirtschaftliche und nationalstaatliche Interessen dominieren, heißt es in dem offenen Brief. Neben der Forschungsfinanzierung gelte es dabei sicherzustellen, dass die Impfstoffe, Medikamente und Diagnostika allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen.

Ähnlich wie das NGO-Bündnis denkt eine große Mehrheit der Deutschen und plädiert für international abgesprochene Bemühungen zur Eindämmung. Nach einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa halten es 73 Prozent der befragten Bundesbürger für sinnvoller, wenn die Staaten internationale Lösungen verabreden, die für möglichst viele Länder gelten. Nur ein Viertel (25 Prozent) der Menschen fände es sinnvoller, wenn in einer ähnlichen Situation künftig jedes Land überwiegend allein entscheidet und nach einer eigenen Lösung sucht.

Unter der Osten zeigt sich internationalistischer: Hier sind demnach mehr Menschen (82 Prozent) für internationale Zusammenarbeit als im Westen (71). Forsa befragte im Zeitraum vom 9. bis 14. April 1003 Menschen im Auftrag der Zeitschrift »Internationale Politik«, die von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) herausgegeben wird.

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Minister Müller sagte der »Rheinischen Post«, das Coronavirus sei ein Weckruf für eine bessere internationale Zusammenarbeit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) müsse gestärkt, Forschungsverbünde müssten aufgebaut werden. Deutschland gehe als Co-Gastgeber der Geberkonferenz und drittgrößter Geber im Gesundheitsbereich voran. »Für die Zeit, wenn ein Impfstoff vorhanden ist, bereiten wir daher mit der globalen Impfallianz GAVI eine weltweite Impfkampagne vor«, sagte der Entwicklungsminister.

Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks »Brot für die Welt«, Cornelia Füllkrug-Weitzel, äußerte Zweifel, ob die EU die richtige Instanz zur weltweiten Koordinierung der Corona-Hilfen ist. Sie sagte dem Südwestrundfunk, die WHO sei die einzig globale Gesundheitsorganisation, die Mandat und Expertise habe und in der auch Menschen aus den ärmeren Ländern adäquat beteiligt seien. Zudem sei völlig unklar, was mit dem eingesammelten Geld der Online-Geberkonferenz geschehe. »Da fließen öffentliche Gelder, ohne dass es Mechanismen zur Rechenschaftslegung gibt. Das ist stark ungewöhnlich.«

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Nötig sei es, sicherzustellen, dass die Medikamente gerecht verteilt würden, alle Länder der Welt sich die Mittel leisten könnten und dass die Gesundheitsstrukturen mitgefördert würden. Das sei derzeit in keiner Form geregelt. Geld werde an private Pharmafirmen gegeben und es sei unklar, was sie hinterher damit machten. Füllkrug-Weitzel kritisierte ferner, dass bei der von der EU organisierten Konferenz nur wenige Menschen aus Entwicklungsländern beteiligt seien, und auch die Zivilgesellschaft sei nicht eingeladen worden. Dabei seien kirchliche Einrichtungen nun mal diejenigen, die an die 50 Prozent aller Gesundheitsstrukturen in Afrika betrieben. »Diejenigen, die sicherstellen, dass die Menschen auch wirklich geheilt werden, die sitzen alle nicht mit am Tisch. Es sitzen die am Tisch, die jetzt verdienen können.« Agenturen/nd

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