Der Frauenversteher
Markus Kavka antwortet auf deftige Weise Frank S. und Eva H.
Markus Kavka (40), dienstältester Moderator im deutschen Musikfernsehen, und seine jüngere Kollegin Caroline Korneli (26) beleuchten das heutige Rollenverständnis von Mann und Frau. Ihr gemeinsames Buch »Mach mir mal ne Nudelsuppe, bevor ich dich besudel, Puppe« (Rowohlt) ist eine streitbare Antwort auf Eva Hermann und Frank Schirrmacher. Mit dem Moderator bei MTV, der als Kind Fußballprofi werden wollte, sprach Olaf Neumann.
ND: Ist das starke Geschlecht gegenüber dem schönen ins Hintertreffen geraten?Kavka: Der Mann wurde ein bisschen überrumpelt durch die Tatsache, dass sich die klassischen Geschlechter-Domänen auflösen. Männer stellen sich in der Regel schwer auf neue Umstände ein. Sie haben Angst, weil sie die Zeit ein bisschen verschlafen haben. Das ist aber gar nicht nötig: Mann kann sich prima mit der neuen Situation arrangieren und dabei neue Seiten an sich entdecken. Die Geschlechter-Rollen werden auch nicht komplett aufgebrochen, wie manche behaupten. Beide Seiten sollten sich einfach ein bisschen locker machen.
Von einem neuen Anforderungsprofil an den Mann ist bei Ihnen die Rede. Wie sieht das aus?
Sowohl die Damen, die dieses Anforderungsprofil an die Männer stellen, als auch die Herren, die es an sich selbst stellen, sind sich noch nicht ganz im Klaren, wohin die Reise geht. Beide Seiten sollten deshalb größtmögliche Toleranz aufbringen. Noch vor zehn Jahren habe ich mir immer den Kopf zerbrochen, wenn ich persönlich mit der klassischen Männer-Rolle konfrontiert wurde. In solchen Momenten fühlte ich mich richtig mies. Heute tue ich das nicht mehr und werde deshalb öfter mal als Weichei bezeichnet. Den Spruch »Macho-Arschloch« habe ich hingegen schon lange nicht mehr gehört. Vielleicht bin ich ja auf dem richtigen Weg.
Wer verkörpert den neuen Typus Mann, den sogenannten Metrosexuellen?
Robbie Williams wäre sicher so jemand. Mit Abstrichen auch David Beckham. Der wirkt manchmal fast schon zu feminin, obwohl er Fußballer ist. In Deutschland wird die neue Generation »Mann« durch Schauspieler wie Daniel Brühl, Matthias Schweighöfer und August Diehl verkörpert.
Ist das neue Feingefühl der Männer letztendlich der Frauenbewegung zu verdanken?
Auf jeden Fall. Ich war ja immer schon Feminist. Zeit meines Lebens habe ich versucht, aus dieser Einstellung Dinge herauszuziehen, die für beide Seiten förderlich sind. Ich wollte die verhärteten Fronten aufbrechen. Irgendwann sagte mir mal die Mutter einer Ex-Freundin, die Männer und Frauen meiner Generation hätten überhaupt keine Chance, miteinander klar zu kommen. Weil wir uns aus dem extrem gegensätzlichen Mann-Frau-Modell der frühen 50er und dem der späten 60er Jahre etwas basteln müssen. Ich finde, es ist höchste Zeit, aufeinander zuzukommen. Ich sehe mich dabei als klassischen Moderator, um zwischen den Fronten zu vermitteln. Das mache ich mit vollem Körpereinsatz.
Welche männlichen Eigenschaften vermissen Sie an sich?
Irgendwo habe ich die schon alle. Aber die schlummern vor sich hin. Die Frage ist, inwieweit man sie auch auslebt. Ich bin damit sehr zurückhaltend, obwohl das von den Frauen manchmal durchaus gewünscht, sogar gefordert wird. Das hat mich sehr überrascht. Na gut, dann zeige ich denen halt, wer hier die Hosen an hat. Mich kostet es immer noch Überwindung, meiner Freundin zu sagen, dass ich am Samstag lieber ins Stadion gehe als einzukaufen. Im Nachhinein höre ich dann aber um drei Ecken, dass meine Freundin es sogar cool findet, wenn ihr Typ Fußball guckt.
40 Jahre nach 1968 wird auch in linken Kreisen über eine neue Bürgerlichkeit nachgedacht. Wie kommts?
Viele bürgerliche Dinge gelten inzwischen wieder als schick. Nach den kalten 80er und 90er Jahren gibt es eine neue Sehnsucht nach Romantik im klassischen Sinne. Die Hochzeit gilt als Gipfel der Romantik. Die bürokratischen Hürden einer Heirat bzw. einer Scheidung sind so niedrig wie nie zuvor. Da denken sich viele Leute, das machen wir jetzt einfach mal. Ich persönlich könnte in meinem Umfeld pro Monat auf ein bis zwei Hochzeiten tanzen. Auch Kinder sind wieder ganz beliebt.
Könnten Sie sich unter Umständen vorstellen, den Hausmann und Kindererzieher zu spielen?
Ich hätte auf jeden Fall das Selbstbewusstsein, das zu machen. Mittelfristig würde ich mich gern aus dem Fernsehen zurückziehen und nur noch Bücher schreiben. Das könnte ich zu Hause ganz vorzüglich machen, selbst wenn da ein Kind wäre. Aber selbst einer wie ich würde dabei immer noch auf Unverständnis stoßen.
Frauen gelten als durchsetzungs- und durchhaltefähiger und leben sogar länger als Männer. Wird sich dadurch die Gesellschaft in den nächsten Jahren radikal ändern?
Ich glaube nicht an eine radikale Veränderung. Die biologischen Voraussetzungen werden der Entwicklung ab einem gewissen Punkt einfach einen Riegel vorschieben. Im Moment wäre noch ein bisschen mehr Toleranz vonnöten. Auch beruflich haben Frauen noch nicht die gleichen Chancen wie Männer. Aber von dem optimalen Zustand sind wir gar nicht mehr so weit entfernt.
Manchmal wünschen Sie sich, für einen Tag eine Frau zu sein. Schon allein um das weibliche Geschlecht besser zu verstehen. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Weil ich zum einen von Natur aus neugierig bin. Zum anderen gibt es viele Dinge, die ich an Frauen nicht verstehe. Teilweise hat das mit dem Körper, teilweise mit der Psyche einer Frau zu tun. Ich würde gern einmal die Rollen tauschen, damit ich mehr Verständnis entwickeln kann, wenn Mädchen zum Beispiel ihre Tage haben. Das finde ich hoch spannend, aber ich werde nie herausfinden, was da in einer Frau genau vorgeht. Wenn ich es aber wüsste, hätte ich an vier Tagen im Monat eine angenehmere Zeit.ND: Ist das starke Geschlecht gegenüber dem schönen ins Hintertreffen geraten?
Kavka: Der Mann wurde ein bisschen überrumpelt durch die Tatsache, dass sich die klassischen Geschlechter-Domänen auflösen. Männer stellen sich in der Regel schwer auf neue Umstände ein. Sie haben Angst, weil sie die Zeit ein bisschen verschlafen haben. Das ist aber gar nicht nötig: Mann kann sich prima mit der neuen Situation arrangieren und dabei neue Seiten an sich entdecken. Die Geschlechter-Rollen werden auch nicht komplett aufgebrochen, wie manche behaupten. Beide Seiten sollten sich einfach ein bisschen locker machen.
Von einem neuen Anforderungsprofil an den Mann ist bei Ihnen die Rede. Wie sieht das aus?
Sowohl die Damen, die dieses Anforderungsprofil an die Männer stellen, als auch die Herren, die es an sich selbst stellen, sind sich noch nicht ganz im Klaren, wohin die Reise geht. Beide Seiten sollten deshalb größtmögliche Toleranz aufbringen. Noch vor zehn Jahren habe ich mir immer den Kopf zerbrochen, wenn ich persönlich mit der klassischen Männer-Rolle konfrontiert wurde. In solchen Momenten fühlte ich mich richtig mies. Heute tue ich das nicht mehr und werde deshalb öfter mal als Weichei bezeichnet. Den Spruch »Macho-Arschloch« habe ich hingegen schon lange nicht mehr gehört. Vielleicht bin ich ja auf dem richtigen Weg.
Wer verkörpert den neuen Typus Mann, den sogenannten Metrosexuellen?
Robbie Williams wäre sicher so jemand. Mit Abstrichen auch David Beckham. Der wirkt manchmal fast schon zu feminin, obwohl er Fußballer ist. In Deutschland wird die neue Generation »Mann« durch Schauspieler wie Daniel Brühl, Matthias Schweighöfer und August Diehl verkörpert.
Ist das neue Feingefühl der Männer letztendlich der Frauenbewegung zu verdanken?
Auf jeden Fall. Ich war ja immer schon Feminist. Zeit meines Lebens habe ich versucht, aus dieser Einstellung Dinge herauszuziehen, die für beide Seiten förderlich sind. Ich wollte die verhärteten Fronten aufbrechen. Irgendwann sagte mir mal die Mutter einer Ex-Freundin, die Männer und Frauen meiner Generation hätten überhaupt keine Chance, miteinander klar zu kommen. Weil wir uns aus dem extrem gegensätzlichen Mann-Frau-Modell der frühen 50er und dem der späten 60er Jahre etwas basteln müssen. Ich finde, es ist höchste Zeit, aufeinander zuzukommen. Ich sehe mich dabei als klassischen Moderator, um zwischen den Fronten zu vermitteln. Das mache ich mit vollem Körpereinsatz.
Welche männlichen Eigenschaften vermissen Sie an sich?
Irgendwo habe ich die schon alle. Aber die schlummern vor sich hin. Die Frage ist, inwieweit man sie auch auslebt. Ich bin damit sehr zurückhaltend, obwohl das von den Frauen manchmal durchaus gewünscht, sogar gefordert wird. Das hat mich sehr überrascht. Na gut, dann zeige ich denen halt, wer hier die Hosen an hat. Mich kostet es immer noch Überwindung, meiner Freundin zu sagen, dass ich am Samstag lieber ins Stadion gehe als einzukaufen. Im Nachhinein höre ich dann aber um drei Ecken, dass meine Freundin es sogar cool findet, wenn ihr Typ Fußball guckt.
40 Jahre nach 1968 wird auch in linken Kreisen über eine neue Bürgerlichkeit nachgedacht. Wie kommts?
Viele bürgerliche Dinge gelten inzwischen wieder als schick. Nach den kalten 80er und 90er Jahren gibt es eine neue Sehnsucht nach Romantik im klassischen Sinne. Die Hochzeit gilt als Gipfel der Romantik. Die bürokratischen Hürden einer Heirat bzw. einer Scheidung sind so niedrig wie nie zuvor. Da denken sich viele Leute, das machen wir jetzt einfach mal. Ich persönlich könnte in meinem Umfeld pro Monat auf ein bis zwei Hochzeiten tanzen. Auch Kinder sind wieder ganz beliebt.
Könnten Sie sich unter Umständen vorstellen, den Hausmann und Kindererzieher zu spielen?
Ich hätte auf jeden Fall das Selbstbewusstsein, das zu machen. Mittelfristig würde ich mich gern aus dem Fernsehen zurückziehen und nur noch Bücher schreiben. Das könnte ich zu Hause ganz vorzüglich machen, selbst wenn da ein Kind wäre. Aber selbst einer wie ich würde dabei immer noch auf Unverständnis stoßen.
Frauen gelten als durchsetzungs- und durchhaltefähiger und leben sogar länger als Männer. Wird sich dadurch die Gesellschaft in den nächsten Jahren radikal ändern?
Ich glaube nicht an eine radikale Veränderung. Die biologischen Voraussetzungen werden der Entwicklung ab einem gewissen Punkt einfach einen Riegel vorschieben. Im Moment wäre noch ein bisschen mehr Toleranz vonnöten. Auch beruflich haben Frauen noch nicht die gleichen Chancen wie Männer. Aber von dem optimalen Zustand sind wir gar nicht mehr so weit entfernt.
Manchmal wünschen Sie sich, für einen Tag eine Frau zu sein. Schon allein um das weibliche Geschlecht besser zu verstehen. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Weil ich zum einen von Natur aus neugierig bin. Zum anderen gibt es viele Dinge, die ich an Frauen nicht verstehe. Teilweise hat das mit dem Körper, teilweise mit der Psyche einer Frau zu tun. Ich würde gern einmal die Rollen tauschen, damit ich mehr Verständnis entwickeln kann, wenn Mädchen zum Beispiel ihre Tage haben. Das finde ich hoch spannend, aber ich werde nie herausfinden, was da in einer Frau genau vorgeht. Wenn ich es aber wüsste, hätte ich an vier Tagen im Monat eine angenehmere Zeit.
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