Straßenprotest statt Videoschalte
Weltweit demonstrieren Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt
Berlin. »Ja, Rassismus ist schrecklich. Und das Demonstrationsrecht ist wichtig. Aber muss man in der Corona-Pandemie wirklich mit Tausenden in Berlin ohne Abstand gegen Rassismus in den USA demonstrieren?« Das fragte der Direktor des gewerkschaftsnahen Wirtschaftsforschungsinstitut IMK, Sebastian Dullien, am Wochenende auf Twitter. Nein, man muss nicht, viele Menschen wollten aber gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA und anderswo protestieren.
Die allermeisten Männer und Frauen, die am Wochenende auf der Straße waren, können nicht in Videoschalten mit dem Bundesfinanzministerium der Politik ihre Position nahebringen, wie dies Ökonomen in den vergangenen Wochen getan haben. Die Demonstrierenden haben auch keine starke Interessenvertretung, die regelmäßig von den Spitzen der Politik konsultiert wird, nicht jetzt und nicht vor der Pandemie. Auf Demonstrationen können sie hingegen ihre Haltung klarmachen.
Wie viele Menschen in Berlin demonstrierten, war so unklar wie selten. Die Polizei sprach von 15 000 Teilnehmenden, ein Reporter von mindestens 50 000 Menschen, womöglich waren es weit mehr. Demonstranten setzten sich auf dem Alexanderplatz schweigend zu Boden, acht Minuten und 46 Sekunden. So lange hatte ein weißer Polizist dem Schwarzen George Floyd am 25. Mai sein Knie in den Nacken gedrückt, bis dieser sein Bewusstsein verlor und kurz darauf starb.
Bei insgesamt 15 Versammlungen in der Berliner Innenstadt gab es laut Polizei 93 Festnahmen. Proteste gab es hierzulande auch in Städten wie Hamburg, München und Stuttgart. Weltweit demonstrierten Menschen in Ländern wie Australien, Großbritannien und Spanien - und natürlich in den USA. Auch in Polen und Tunesien solidarisierten sich Menschen mit der Bewegung.
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