Nicht Chef der Antifa

Verschwörungstheorie zu »Antifa-Einfluss«: Friedensaktivist aus Buffalo wird vom US-Präsidenten attackiert

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

In seinem verzweifelten, absoluten Willen in Black-Lives-Matter-Zeiten mit einem harten Law-and-Order-Kurs wiedergewählt zu werden, attackiert US-Präsident Donald Trump jetzt auch Senioren wie Martin Gugino. Der 75-Jährige »könnte« ein »Antifa-Provokateur« sein, twitterte Trump.

Der Mann sei »härter gefallen, als er gestoßen wurde«, raunte der Staatschef mit Bezug auf ein virales Video von Polizeigewalt aus der Stadt Buffalo im Bundesstaat New York. Das zeigt, wie Gugino bei Black-Lives-Matter-Protesten am vergangenen Donnerstag alleine vor einer Linie von Polizisten nahe dem Rathaus der Stadt steht, die sich auf ihn zubewegen. Dann schubst ein Beamter den hageren alten Mann zu Boden.

Dieser fällt rücklings, schlägt mit dem Kopf auf und bleibt reglos liegen. Sofort beginnt Blut aus seinen Ohren zu rinnen. Gugino wurde anschließend in ein Krankenhaus eingeliefert, aus dem er am Dienstag wieder entlassen werden konnte. Zwei an der Tat beteiligte Polizisten wurden derweil vom Dienst suspendiert.

Gugino mischt nicht bei der lokalen Antifa mit, wie Trump nahe legt, sondern ist Friedensaktivist, hat sich für die Schließung des Lagers auf Guantanamo eingesetzt und gegen die Klimakrise.

Zuletzt war Gugino, der früher in der Computerindustrie arbeitete, bei den Kings Bay Plowshares aktiv. Mitglieder der Gruppe waren wegen Aktionen gegen eine US-Marinebasis, auf der atomar getriebene U-Boote stationiert sind, verhaftet worden.

Die von rechten Influencern und Politikern geschürten Verschwörungstheorien über eine Steuerung der Proteste durch »die Antifa« haben reale Folgen. Durch die Hetze ermutigt, bedrohten in mehreren eher ländlichen Gemeinden in den USA vorgeblich über drohende Plünderungen besorgte bewaffnete rechte Milizen friedliche Demonstranten.

Es gab zudem mehrere Angriffe auf antirassistische Proteste durch rechte weiße Männer, die mit Autos in Demonstrationszüge hineinfuhren und dabei Teilnehmer verletzten. Unter anderem in Virginia. Am Steuer saß der Chef einer Ku-Klux-Klan-Ortsgruppe.

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