Alter Hase mit 46
Norman Asmus ist neuer Landes-Seniorenbeauftragter und will eine Studie zur sozialen Lage in Auftrag geben
Als »neue Perle in ihrer Kette« hat Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) ihn am Montag vorgestellt: Brandenburgs ersten Seniorenbeauftragten. Mit dieser Funktion betraut wurde Norman Asmus, 46 Jahre alt, seit 1996 im Sozialministerium tätig. Einen solchen Landesbeauftragten hatte bislang nur Sachsen berufen.
Als »ausgewiesenen Kenner« der Seniorenpolitik pries die Ministerin Asmus. Er habe alle wichtigen Stationen durchlaufen, habe selbst noch fünf Jahre unter Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD) gearbeitet. Er werde »nicht wie ein UFO« umherirren.
»Seniorenpolitik ist mehr als Pflegepolitik«, stellte Nonnemacher fest. Brandenburgs Bevölkerung werde älter, begründete sie die Berufung, die im Koalitionsvertrag mit SPD und CDU vereinbart wurde. Während derzeit jeder fünfte Einwohner im Seniorenalter sei, werde es in zehn Jahren jeder dritte sein. Doch auch vor diesem Hintergrund wolle sie nicht einem regelrechten Seniorenministerium das Wort reden, sagte Nonnemacher. »Alle Ministerien müssen Seniorenpolitik mitdenken«, forderte sie.
Der neue Beauftragte sei selbstständig, nicht weisungsgebunden, bearbeite ein »Querschnittsthema« und wirke in die unterschiedlichen Ressorts hinein. Nonnemacher wies darauf hin, mit der Berufung auch einem lang gehegten Wunsch des Landesseniorenrates entsprochen zu haben. Es sei eine Perspektivfrage, ob er als »junger Dachs« diese Funktion übernehme, sagte Asmus, der verheiratet ist und zwei Kinder hat. Er verwies auf die legendäre Ministerin Hildebrandt, unter der er gelernt habe, wie es zu sachgerechten Lösungen kommen könne und auch zu Ehrungen wie dem »Veltener Teller« für engagierte Senioren.
Deutlich machen wolle er in seiner Funktion, dass ältere Menschen »mehr sind als eine Risikogruppe«. Senioren seien keineswegs auf einen Nenner zu bringen. Als Beauftragter werde er eine Studie zur Erfassung der sozialen Lage älterer Menschen in Brandenburg in Auftrag geben. Ob da mehr zu erwarten sei, als das, was alle Studien bisher schon ermittelten, dass es sehr gut gestellte und sehr bedürftige Senioren gebe? Ein genauer und sorgfältiger Blick in diesem Punkt sei Voraussetzung für sachgerechtes Handeln, meinte Asmus.
Es gebe beispielsweise auch viel versteckte Armut unter älteren Menschen. Das Thema sei »sehr emotionsbeladen«, Armut reduziere sich keineswegs auf Menschen, die auf Grundsicherung im Alter (Hartz IV für Rentner) angewiesen sind. Auch Einsamkeit im Alter, mangelnde Mobilität und das Abgeschnittensein von guter Versorgung müssten in den Blick genommen werden.
Das selbstbestimmte Leben bei gesundheitlichem Wohlbefinden bleibe das Ziel der Seniorenpolitik, unterstrich der neue Beauftragte. Daher werde er sich viel im Land umschauen, wobei er überall auch das wichtige Thema »Ehrenamt« ansprechen wolle. Zu diesem Zweck plane er eine Tour durch alle Landkreise und kreisfreien Städte. Das geflügelte Wort »Wer rastet, der rostet«, sei im Kern sehr wahr. Voraussetzung für körperliche und geistige Beweglichkeit seien gesellschaftliche Teilhabe und lebenslanges Lernen. Ihm gehe es um ein positives Bild vom Alter, das die Chancen und Möglichkeiten dieses Lebensabschnitts in den Vordergrund stellt.
Laut Ministerin Nonnemacher muss nun noch die Stelle der Landesbehindertenbeauftragten neu besetzt werden.
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