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Studie: Arbeitslose haben höheres Risiko für Corona-Klinikaufenthalt
Erste Untersuchung zur sozialen Dimension der Covid-19-Pandemie
Düsseldorf/Berlin. Arbeitslose in Deutschland könnten einer Auswertung zufolge ein höheres Risiko haben, wegen einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden zu müssen. Bei der Untersuchung der AOK Rheinland/Hamburg und des Instituts für Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Düsseldorf wurden Daten von 1,3 Millionen Versicherten berücksichtigt. 1415 von ihnen mussten wegen einer Covid-19-Erkrankung ins Krankenhaus.
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Bezieher von Arbeitslosengeld II hatten dabei ein um 84 Prozent höheres Risiko für einen coronabedingten Klinikaufenthalt. Bei ALG-I-Empfängern war das Risiko geringfügig höher als bei erwerbstätigen Versicherten. Über die Ergebnisse berichtete am Montag zuerst das ARD-Mittagsmagazin.
»Dass Armut und Gesundheit zusammenhängen, wissen wir seit langem«, sagte der verantwortliche Autor, Prof. Nico Dragano von der Uniklinik Düsseldorf. Als Grund für das erhöhte Risiko vermutet er, »dass Arbeitslose mehr Vorerkrankungen haben«. Die genauen Ursachen müssten aber in weitergehenden Analysen geklärt werden. Diagnosedaten hätten noch nicht ausgewertet werden können.
Die Uniklinik bezeichnete die Studie als Auftakt »für weiterführende Forschung zur sozialen Dimension der Covid-19-Pandemie«. »Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, wäre dies ein weiterer Beleg für ausgeprägte soziale Unterschiede bei Erkrankungen in Deutschland.« Sie äußerten sich beispielsweise in einer verkürzten Lebenserwartung von Menschen mit geringen Einkommen.
Einzelheiten der Studie will die Universität in Kürze in einer Fachzeitschrift veröffentlichen und zur Diskussion stellen. »Soziale Ungleichheit beeinflusst die Gesundheitschancen beträchtlich«, erklärte der Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg, Günter Wältermann. Dies spiegle sich auch in der Corona-Pandemie wider. »Die Gesundheit sollte aber nicht vom sozialen Status abhängen«, so Wältermann. dpa/nd
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