- Kommentare
- Antidiskriminierungsgesetz
Erpressungsversuch vom rechten Lager
Marie Frank über den Streit um das Antidiskriminierungsgesetz
»Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin« - dieser Schlachtgesang enthusiastischer Fußballfans könnte künftig einen noch euphorischeren Beiklang bekommen. Denn Sachsen prüft, ob es künftig lieber keine Polizisten mehr zu Einsätzen in die Hauptstadt schickt, um sie vor dem Berliner Antidiskriminierungsgesetz zu schützen. Das wird nicht nur bei Sport-Fans Jubelstürme auslösen.
Dass die sächsische Regierung so viel Angst um ihre Polizei hat, lässt tief blicken. Wer nicht diskriminiert, hat auch nichts zu befürchten. Und sie fürchtet sich zu Recht, wenn man bedenkt, wie regelmäßig die Einsatzkräfte aus dem Freistaat mit rassistischen oder rechtsextremen Vorfällen in die Schlagzeilen geraten.
Nun könnte man Witze darüber machen, dass ausgerechnet die sächsische Polizei vor einem Gesetz zittert, das Menschen schützt, die vom Staat etwa wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden. Doch das Thema ist zu ernst, um es mit den üblichen Sachsen-Nazi-Witzen abzutun. Dahinter steht der politische Versuch konservativer bis rechter Kräfte, ein linkes Projekt zu fällen. Die Berliner Koalition ist, ebenso wie ihre Wähler, weltoffener und politisch progressiver als andere Landesregierungen, das hat Rot-Rot-Grün mit dem Mietendeckel und dem Antidiskriminierungsgesetz bewiesen. Der Erpressungsversuch aus Sachsen und anderen Bundesländern wie Brandenburg ist nichts weniger als eine unzulässige Einmischung in die politische Autonomie, die von mangelndem Demokratieverständnis zeugt.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.