- Politik
- Heinz Hermann Thiele
Schweinekapitalist
Vom Bremsenhersteller zum Lufthansa-Aktionär: Heinz Hermann Thiele
Heinz Hermann Thiele hat offenbar viel mit der Lufthansa vor. Am Donnerstag ließ der Milliardär verlautbaren, dass er ein mehr als 700 Millionen Euro schweres Paket von seinen Knorr-Bremse-Aktien verkaufen wolle. Das Geld brauche er für andere private Investments. Gemeint ist damit wohl die wegen Corona kriselnde Airline. Erst am Dienstagabend wurde bekannt, dass der 79-Jährige seine Anteile am Konzern auf 15 Prozent erhöht hat. Ob sein Engagement für Lufthansa und insbesondere deren Beschäftigte so gut ist, steht auf einem anderen Blatt.
Die Pilotengewerkschaft Cockpit ruft die anderen Aktionäre schon auf, sich für die Hauptversammlung kommenden Donnerstag zu registrieren und für den mit Bundesregierung und EU ausgehandelten Rettungsplan zu stimmen. Denn Thiele hält sich offen, dagegenzustimmen, und bringt damit den Deal in ernsthafte Gefahr. Den Unternehmer, der seine Geschäfte aus dem Münchner Nobelvorort Grünwald managt, stört vor allem, dass der Staat für seine Milliarden ein Wörtchen im Konzern mitreden möchte. Er kritisierte jüngst in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, dass die Bundesregierung anstehende Massenentlassungen dann nicht »vorbehaltlos unterstützen« könne. Im Raum steht deshalb als Alternative zum Rettungspaket eine Insolvenz im sogenannten Schutzschirmverfahren. Dann könnte die Konzernführung einfacher Beschäftigte entlassen.
Thiele macht also einen auf Schweinekapitalist, der als größter Aktionär der Lufthansa fünf vor zwölf alles noch mal zu seinen Gunsten verhandeln will. Dass er das kann, zeigt seine Karriere: Die startete er als Sachbearbeiter Ende der 60er Jahre beim Bremsenhersteller Knorr Bremse. Drei Jahrzehnte später war er dessen Alleineigentümer. Auch ist er Haupteigentümer des Bahntechnikherstellers Vossloh. Sein Vermögen wird auf rund 16 Milliarden Euro geschätzt. Damit ist Thiele zwar nicht der reichste Deutsche, aber immerhin noch mächtig genug, die Jobs und Existenzen von Tausenden Menschen aufs Spiel zu setzen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!