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Retter in der Not immer wieder Ziel von Angriffen
478.281 Mal rückte Berlins Feuerwehr 2019 zum Einsatz aus - 211 Einsatzkräfte wurden dabei im Dienst attackiert
Die Berliner Feuerwehr bewährt sich in guten wie in schlechten Zeiten als Garant der Sicherheit in der Stadt. Voller Dankbarkeit erinnerte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Montag am Feuerwehrdienstsitz in der Voltairestraße in Berlin-Mitte daran, mit welchem Engagement die Einsatzkräfte gerade in der Coronakrise ihren Dienst versehen. Erst kurz zuvor sei er in einer Schaltkonferenz des Senats über die wieder stark ansteigende Zahl von Neuinfektionen informiert worden, so Geisel. »Es ist klar, dass die Pandemie weitergeht und die Situation auch hier in der Stadt noch nicht bewältigt ist.« In dieser Situation zeige sich, dass Berlin eine starke, verlässliche Feuerwehr habe, die »rund um die Uhr für die Sicherheit in unserer Stadt im Einsatz ist«.
Seit wann und aus welchem Grund Berliner Feuerwehrleuten und Notfallrettern im Einsatz plötzlich Aggressivität und sogar Gewalt entgegenschlägt, lässt sich nicht genau sagen. Im vergangenen Jahr ist es jedenfalls hundertfach auf öffentlichen Straßen und Plätzen, in Wohnsiedlungen und an Unfallorten geschehen. Ausgerechnet die Helfer in der Not - Löschkräfte, Sanitäter, Notärzte - wurden beleidigt, bedroht, geschubst, bespuckt, gar getreten.
- Die Berliner Feuerwehr verfügte 2019 über ein Stellensoll von 4479 hauptamtlichen Mitarbeitern. Zudem waren in den 58 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr 158 Frauen und 1379 Männer, in den 47 Jugendfeuerwehren 264 Mädchen und 953 Jungen ehrenamtlich organisiert.
- Insgesamt rückten Feuerwehrkräfte zu 478 281 Einsätzen aus – darunter waren 6688 Brände, 343 660 Notfallrettungen, 34 998 Notfalltransporte und 18 818 technische Hilfeleistungen.
- Alle 66 Sekunden findet in Berlin ein Feuerwehreinsatz statt.
- Alle 42 Stunden wird in der Hauptstadt eine Einsatzkraft angegriffen, insgesamt wurden im vergangenen Jahr 211 Einsatzkräfte im Dienst attackiert. In 101 Fällen stellte die Feuerwehr Strafanzeige. tm
Ein Trend mit wachsenden Fallzahlen. Das belegt auch die Jahresbilanz der Berliner Feuerwehr, die Innensenator Geisel und Landesbranddirektor Karsten Homrighausen am Montag gemeinsam vorstellten.
»Was mich 2019 besonders erschüttert hat, ist die Vielzahl von Übergriffen auf Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr und des Notfallrettungsdienstes«, erklärte der Senator. Nach den jetzt vorgelegten Zahlen seien 2019 insgesamt 211 strafrechtlich relevante Angriffe auf Rettungs- und Einsatzkräfte gemeldet worden. Allein 23 Übergriffe ereigneten sich demnach in der Silvesternacht. Im gesamten Jahr wurden 35 Einsatzkräfte und Retter durch Gewalttätigkeiten Dritter verletzt. Das sei unentschuldbar. »Dagegen muss der Staat mit aller Kraft und aller Härte vorgehen«, so der Senator.
Nach Angaben des Feuerwehrchefs hat seine Behörde in 101 Fällen Strafanzeige erstattet. Verfahren seien bisher in 15 bis 20 Fällen eingeleitet worden. »Uns ist wichtig, dass so ein Verhalten gesellschaftlich geächtet wird«, sagt Homrighausen. Dabei sei es ganz gleich, ob dafür eine mögliche Enthemmung durch Alkohol und Drogen oder die Anonymität der Großstadt ursächlich seien.
Wie Geisel betonte, seien die entsprechenden Gesetze bereits verschärft worden. Notwendig sei aber auch eine stärkere Präventionsarbeit. Berlin habe als erstes Bundesland überhaupt bei der Feuerwehr die Stelle eines Antigewaltbeauftragten eingerichtet. In Kürze werde man für die Polizei, aber auch für Feuerwehrleute sogenannte Bodycams einführen - an der Einsatzkleidung zu tragende Miniaturkameras. Praxistauglichkeit und abschreckende Wirkung sollen 2021/ 2022 in einem Pilotversuch getestet werden.
Die Hauptstadtfeuerwehr hat 2019 mit insgesamt 478 281 Einsätzen ein Rekordjahr absolviert. Die Steigerung um drei Prozent sei auch darauf zurückzuführen, dass Berlin weiter wachse, so Geisel. Für die sich daraus ergebenden Herausforderungen werde man die Feuerwehr personell und technisch aufrüsten. So möchte man die Digitalisierung vorantreiben. Auch stelle man Millionensummen für den Kauf neuer Fahrzeuge bereit. Besonders stolz waren Senator und Feuerwehrchef nicht zuletzt auf den mit der Beuth-Hochschule für Technik aufgesetzten Dualen Berufseinstieg für Nachwuchskräfte im gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst.
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