Der Kosmos bezwingt die Garnisonkirche

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche möchte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) architektonisch mit dem benachbarten alten Rechenzentrum zusammenführen. So könnte verhindert werden, dass das Rechenzentrum abgerissen werden muss. Zum Austausch von Ideen für das Kirchenschiff hat Schubert in einem Brief den Stararchitekten Daniel Libeskind eingeladen, zu dessen Hauptwerken das Jüdische Museum in Berlin gehört.

Jetzt hat die Wüstenrot-Stiftung Interesse signalisiert, für die Restaurierung des Mosaiks »Der Mensch bezwingt den Kosmos« aufzukommen. Dieses Mosaik von Fritz Eisel ist ein Zeugnis der Ostmoderne, steht unter Denkmalschutz und befindet sich am Rechenzentrum, das als Kunst- und Kreativhaus zwischengenutzt wird.

»Die Wüstenrot-Stiftung hat in vierjähriger Planungs- und Realisierungszeit mit dem Großmosaik ›Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik‹ von Josep Renau in Erfurt bereits ein ähnliches Werk dieser Epoche restauriert«, teilt die Potsdamer Stadtverwaltung mit. »Die Stiftung hat sich mit der Erforschung, Konservierung und Sichtbarmachung dieser Wandbilder von Künstlern aus der DDR zum Ziel gesetzt, den hohen künstlerischen Wert dieser Werke für die Nachwelt zu erhalten.«

Oberbürgermeister Schubert nannte das Angebot »ein weiteres hoffnungsvolles Signal des Aufbruchs am Standort Garnisonkirche und Rechenzentrum«. Eine Vorentscheidung, wie mit dem Angebot umgegangen werde, sei noch nicht getroffen. Es zeige sich aber, »dass die aktive Suche nach einer Lösung für den jahrzehntelangen Streit um Garnisonkirche und Rechenzentrum für mögliche Partner und Spender am Ende interessanter ist als ein Dauerkonflikt mit verhärteten Fronten«.

Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche, begrüßte die Überlegung der Wüstenrot-Stiftung, die Tafeln des Mosaiks zu restaurieren. Hiermit jedoch den Erhalt des Rechenzentrums zu verbinden und rechtliche Rahmenbedingungen und bestehende Verträge zu ignorieren, »kommt sicher nicht in Betracht«, erklärte Leinemann vorsorglich. Die Stiftung Garnisonkirche verwies darauf, dass die erteilte Baugenehmigung den Abriss des Rechenzentrums bis zum Jahr 2023 vorsehe.

Das Mosaik könnte abgenommen und anderswo angebracht werden. Aber wer will das? Auch der Stadtverordnete Sascha Krämer begrüßt das Engagement der Wüstenrot-Stiftung. Peter Leinemann gibt er zur Zukunft von Kirche und Rechenzentrum mit auf den Weg: »Darüber gibt es einen ergebnisoffenen Dialog. Das sollte die Stiftung Garnisonkirche akzeptieren.«

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