Widerstand an jedem Ort

Meine Sicht über den antisemitischen Normalzustand in der Hauptstadt

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Viel ist schon über Attila Hildmann geschrieben worden, das ganze Netz ist voll davon. Dass er ein Idiot ist, der nach zu viel Kokain-Konsum völlig durchgedreht ist. Das Musterbeispiel einer Blitz-Radikalisierung, vom verrückten Vegan-Koch zum Neonazi in nur drei Sekunden quasi. Dass Hildmann ein gefährlicher Mann mit menschenverachtenden Einstellungen ist, ist klar. Und dass ihm seine rechten Anhänger mit einer zunehmend sektenähnlichen Verzückung blind folgen, ist eine bedenkliche Entwicklung, die man im Auge behalten sollte.

Leider ist das Thema damit noch lange nicht abgehakt. Denn auf Hildmanns Veranstaltungen zeigt sich der antisemitische Normalzustand, der auch in dieser angeblich so toleranten Stadt herrscht. Rabbis werden bespuckt, Menschen angegriffen, wenn sie Kippa tragen, Juden müssen sich fürchten, in der Öffentlichkeit Hebräisch zu sprechen. Dass immer offener gegen Juden und Jüdinnen gehetzt wird, ist kein Problem, das sich auf ein paar rechte Spinner beschränkt, die ihre allwöchentliche Hildmann-Messe abhalten. Es reicht bis tief in die Gesellschaft, und um es zu bekämpfen, bedarf es mehr als nur ein paar allgemeiner warmer Worte gegen Antisemitismus. Die Ideologie der Ungleichwertigkeit von Menschen muss im Ganzen angegriffen werden.

Das beginnt damit, dass man antisemitische und andere diskriminierende Vorfälle als solche benennt und dagegen Position bezieht. Dass die Polizei nicht gegen die Hetze und die Übergriffe von Hildmann und seinen Jüngern gegen jüdische Pressevertreter eingeschritten ist, hat diese in ihrem Herrenrassen-Wahn nur bestärkt. Dieser darf jedoch niemals unwidersprochen bleiben - in Wort und Tat, jeden Tag und überall.

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