Russischer Regenbogen überm Plattenbau

Aktivist*innen warben bei der russischen Community in Berlin-Marzahn für Vielfalt und Toleranz

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Berlin-Marzahn. »Wir sind stolz auf Vielfalt und haben Stereotype satt!«, hieß es im Aufruf zum ersten »Marzahn Pride«, mit dem schwul-lesbische, bisexuelle und queere Aktivist*innen am Samstagnachmittag bei der russischen Community in Berlin-Marzahn für Vielfalt und Toleranz warben. Gut 500 Menschen waren dem Aufruf nach Veranstalterangaben gefolgt. Die Parade, die am S-Bahnhof Raoul-Wallenberg-Straße startete, wurde von Quarteera organisiert, einem Verein, der sich seit über zehn Jahren für die Rechte von Homosexuellen, Bisexuellen und Transgender-Menschen einsetzt und zugleich die russischstämmige lesbisch-schwul-queere Community vernetzen will. Als Rednerin trat unter anderem Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) auf, die in Marzahn ihren Wahlkreis hat.

Der Ort der Parade war freilich mit Bedacht gewählt, schließlich hat Marzahn-Hellersorf einen hohen Anteil russischer Bewohner*innen. Wie Quarteera-Sprecherin Victoria Plekhanova im Vorfeld gegenüber der »taz« betonte, sei die lesbische, schwule und queere Community dort »immer wieder großer Ablehnung« ausgesetzt. Darüber hinaus wollte Quarteera mit dem »Marzahn Pride« aber auch auf die Gefahr hinweisen, in der sich die LGBT-Community in osteuropäischen und zentralasiatischen Ländern generell befinde.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) begrüßte das Engagement des Vereins. Die »Marzahn Pride« führe Menschen zusammen, »die gemeinsam für Freiheit und Gleichberechtigung demonstrieren und so ihren russischsprachigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern und allen in unserer Gesellschaft zeigen, dass Vorurteile und Diskriminierungen fehl am Platz sind«, erklärte Müller bereits am Freitag. Zugleich lenke die Parade die Aufmerksamkeit auf jene nicht-heterosexuellen Menschen, die in russischsprachigen Ländern bis heute nicht frei leben können.

Müller dankte dem Verein Quarteera für die Organisation der Parade. Damit werde aufgenommen und gestärkt, was der Senat im Juli 2019 als Maßnahmenplan für die Initiative »Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt« beschlossen habe, betonte er. Dazu gehöre auch, nicht-heterosexuelle Flüchtlinge zu schützen.

Plekhanova betonte, dass viele russischstämmige Menschen zwar schon lange in Deutschland leben würden, »mit der Seele aber russisch« geblieben seien: »Da passt ein nicht-heterosexuelles Paar einfach nicht ins Weltbild.« In der Folge seien alltägliche »Anfeindungen wie ›Satan‹ oder ›Teufel‹« auch »keine Seltenheit«. Dabei wüssten die meisten gar nicht, »warum sie uns hassen«, es sei einfach erlernt. Im Manifest zum ersten »Marzahn Pride« heißt es denn auch: »Unser Ziel ist, Stereotype aufzulösen und Marzahn zu überzeugen, uns ohne Wenn und Aber zu akzeptieren.« epd/nd

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