Putin setzt Gouverneur von Chabarowsk ab
Seit Tagen Massenproteste in der russischen Region
Chabarowsk. In der seit Tagen von Massenprotesten erschütterten russischen Region Chabarowsk hat Kremlchef Wladimir Putin den inhaftierten Gouverneur per Dekret abgesetzt. Demnach soll nun der 39 Jahre alte Moskauer Parlamentsabgeordnete Michail Degtjarjow als Interimschef die Region im äußersten Osten des Landes zur Ruhe bringen.
Zehntausende Menschen demonstrieren seit Tagen gegen die Verhaftung des Gouverneurs Sergej Furgal. Es sind die größten Protestaktionen, die die russische Provinz seit Jahren gesehen hat. Viele der Protestierenden halten die Vorwürfe gegen Furgal für eine Inszenierung. Ermittler in der Hauptstadt Moskau werfen Furgal vor, den Mord an zwei Unternehmern in seiner Zeit als Geschäftsmann vor rund 15 Jahren in Auftrag gegeben zu haben. In einem dritten Fall soll es beim versuchten Mord geblieben sein. Der Politiker weist die Vorwürfe zurück. Belastet wird er nach Darstellung der Ermittler von inhaftierten Verbrechern.
In Chabarowsk ist die Meinung verbreitet, dass der beliebte, aber vom Kreml nicht steuerbare Politiker mundtot gemacht werden soll. Laut einem am Montag veröffentlichten Dekret entzog Putin Furgal wegen des Strafverfahrens das Vertrauen. Nachfolger Degtjarjow ist wie Furgal von der Liberaldemokratischen Partei Russlands des Ultranationalisten Wladimir Schirinowski. Furgal hatte 2018 die Wahl gegen den Kandidaten der Kremlpartei Geeintes Russland gewonnen.
Ungeachtet der Vorwürfe setzen sich seit der Festnahme Furgals vor zwei Wochen in der Region Chabarowsk Zehntausende Menschen für den Politiker ein. Eigentlich sind Massenveranstaltungen wegen der Corona-Pandemie verboten.
Degtjarjow dankte Putin in einer Videokonferenz für das Vertrauen. »Ich bin bereit, umgehend in die Region Chabarowsk zu fliegen«, sagte er. Putin meinte, dass der Abgeordnete jung, aber sehr gut vorbereitet sei für den Posten. dpa/nd
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