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Schwarze Miliz zieht durch Louisville
Afroamerikanische Bürgerwehr fordert die Verhaftung der an Breonna Taylors Ermordung Beteiligten
»Wenn ihr Geschichte erleben wollt, schaut es euch an. Es ist cool«, sagt der »Grandmaster«, mit bürgerlichem Namen John Fitzgerald Johnson. Die aus dem ganzen Land angereisten Teilnehmer der »Not Fucking Around Coalition« (NFAC) wollen »eine Verhaftung für den Mord an Breonna Taylor« sehen. Die NFAC ist eine drei Monate alte schwarze Miliz. Am Samstag fand ihr Protest in Kentuckys Millionen-Metropole Louisville statt.
Breonna Taylor, eine 26-jährige Notfallmedizin-Technikerin, war im März bei einer Drogen-Razzia in ihrem Haus von Polizisten der Stadt erschossen worden. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war sie unschuldig. Ein Fall, der schon zwei Monate vor dem Tod George Floyds in den USA für Aufsehen gesorgt hatte.
Die Polizei hat immer noch keine näheren Informationen zum genauen Vorfall herausgegeben, weil die internen Ermittlungen noch laufen. Und so sahen sich Johnson und seine Anhänger der NFAC, die übrigens nach Auskunft von »Black Lives Matter« nicht mit jenen in Verbindung stehen, zum Handeln gezwungen. Sprich in Louisville eine Demonstration zu veranstalten. Dies wiederum weckte eine andere Miliz auf, die sogenannten »Drei-Prozenter«. Die rechtsextreme bewaffnete Gruppierung hatte auch ihre Anwesenheit in Louisville angekündigt, »um für Sicherheit zu sorgen«. Was dann aber nicht nötig war, da zum einen die Polizei der Stadt alles unter Kontrolle hatte, zum anderen das erschienene Dutzend nicht sonderlich beeindruckend.
»Er hat mich zuerst angesprochen und wir haben dann gemeinsam alles mit der Stadt, dem Büro des Bürgermeisters und dem Büro des Staatsanwaltes koordiniert«, berichtet George Smith, Sprecher der NFAC, »und heute ist ein Tag, der in die Geschichte eingehen wird. Wir tun das alles, um unsere Gesellschaft zum Besseren zu verändern.«
Eine eindrucksvolle Gruppe, wenn auch weit von den angekündigten 5000 Teilnehmern entfernt. Dass die militärische Ausbildung noch zu wünschen übrig ließ, belegte ein unbeabsichtigter Schuss zu Beginn der Veranstaltung, der drei NFAC Mitglieder ins Krankenhaus schickte.
Nach der Ankunft am Jefferson Square, wo seit März wegen Breonna Taylors Tod protestiert wird, verlieh »The Real Grandmaster Jay« auf den Stufen des Rathauses nochmals seiner Forderung Ausdruck, die an Taylors Tod Beteiligten zu verhaften und zu verurteilen - »sonst brennen wir die Stadt nieder.«
Bei Anhängern von »Black Lives Matter« stieß die martialische Veranstaltung als Reaktion auf die Vorgänge in Louisville nicht auf viel Verständnis. So etwa bei Tamara Gentry: »Es soll doch einfach nur Gerechtigkeit geben. Ich glaube, beide Seiten sind schuld, die Richter (die den Durchsuchungsbefehl gaben, d. Red.) müssen zur Verantwortung gezogen werden, nicht nur die Polizei. Es hätte zu so etwas wie hier gerade gar nicht kommen müssen.«
Immerhin gab es neben dem versehentlichen Schuss nur noch fünf Verhaftungen: wegen ungebührlichen Benehmens, Blockieren eines Highways und Belästigung.
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