Über ein Zehntel weniger Wohlstand

Coronakrise lässt Wirtschaftsleistung einbrechen / Arbeitslosenquote im Juli leicht gestiegen

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Coronakrise hinterlässt tiefe Spuren. Von April bis Juni ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber den Vorjahreswerten um 11,7 Prozent eingebrochen. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. Damit wurde, aufgrund der Pandemie und des damit notwendigen Shutdowns, hierzulande über ein Zehntel weniger Reichtum produziert. Dies ist ein weitaus größerer Einbruch als während der Krise 2008/09, als das BIP in einem Quartal um 7,9 Prozent sank. Bereits im ersten Quartal dieses Jahres ging die Wirtschaftsleistung um 1,8 Prozent zurück.

Gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres betrug der Rückgang von April bis Juni 10,1 Prozent. Der jetzige Einbruch ist damit stärker, als die Bundesregierung erwartet hat. Das Bundeswirtschaftsministerium ging in seinem aktuellen Monatsbericht noch von minus sechs Prozent aus. Führende Wirtschaftsinstitute waren in ihrer gemeinsamen Prognose im April näher an der Realität. Sie gehen von 9,8 Prozent aus. Fürs Gesamtjahr gehen sie von einem Einbruch von 4,2 Prozent aus, weil sie recht optimistisch bezüglich des weiteren Jahresverlaufs sind. Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung geht hingegen von 6,2 Prozent aus.

Geht es nach den offiziellen Verlautbarungen, hatte die Krise im Juli kaum Auswirkungen mehr auf den Arbeitsmarkt. Das Risiko, arbeitslos zu werden, habe sich »deutlich verringert«, sagte Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit. Demnach erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen diesen Monat saisonbedingt um 57 000 auf 2,9 Millionen, die Arbeitslosenquote stieg von Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent. Im Vergleich zum Juli 2019 waren allerdings 635 000 Menschen mehr arbeitslos. Zudem waren laut neuesten Zahlen der BA im Mai 6,7 Millionen Menschen in Kurzarbeit, was ein Rekord ist.

Für die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Sabine Zimmermann, sind die aktuellen Zahlen deshalb noch kein Grund zur Entwarnung: »Die massiv erhöhte Arbeitslosigkeit - 28 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr - drängt zum Handeln.« Das Land stecke in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. »Kurzarbeit verhindert das Schlimmste, doch es werden trotzdem absehbar noch mehr Menschen ihre Arbeit verlieren«, warnt Zimmermann.

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