- Politik
- Benjamin Netanjahu
Tausende Israelis protestieren gegen Netanjahu
10.000 bei Demonstration wegen Korruption und vorschneller Corona-Lockerungen vor Residenz des Regierungschefs
Tel Aviv. Tausende Israelis haben erneut gegen Korruption und das Krisenmanagement von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Corona-Pandemie protestiert. Am frühen Sonntagmorgen löste die Polizei eine Demonstration nahe der offiziellen Residenz Netanjahus in Jerusalem auf und nahm 12 Personen fest.
Die Sicherheitskräfte hätten dabei »angemessene Gewalt« eingesetzt, erklärte ein Polizeisprecher. Dagegen sagt eine Demonstrantin der dpa, die Polizei sei »übermäßig aggressiv« vorgegangen, um die verbliebenen Menschen auseinanderzutreiben.
Seit Wochen kommen jeden Samstag mehr Gegner Netanjahus nahe der offiziellen Residenz des Regierungschefs zu Demonstrationen zusammen; diesmal forderten mehr als 10.000 Menschen dort den Rücktritt des 70-jährigen. Zu einer Kundgebung an der Privatresidenz Netanjahus in der Küstenstadt Caesarea erschienen nach Angaben der Polizei zudem rund 1000 Menschen.
Demonstriert wurde auch in Tel Aviv und anderswo. Die Polizei war mit Hunderten Beamten im Einsatz, nachdem am Dienstag bei einem Anti-Netanjahu-Protest in Tel Aviv Demonstranten von mutmaßlichen Rechten angegriffen worden waren.
In der Corona-Krise werden Netanjahu unter anderem vorschnelle Lockerungen und eine mangelnde Vorbereitung auf eine zweite Welle vorgehalten. Die Arbeitslosigkeit in dem Land liegt bei mehr als 20 Prozent. Gegen Netanjahu läuft zudem ein Gerichtsverfahren. Er ist wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagt. Viele Israelis wollen nicht akzeptieren, dass Netanjahu trotz des Prozesses weiter im Amt ist. Der Ministerpräsident streitet alle Vorwürfe ab. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.