- Politik
- Corona und Armut
»Wer Milliarden für Reiche hat, darf Arme nicht leer ausgehen lassen«
Armutskonferenz dringt in Corona-Pandemie auf zügige Erhöhung der Hartz-IV-Sätze und Grundsicherungsleistungen
Kiel. In der Corona-Pandemie fordert die Nationale Armutskonferenz mehr schnelle Hilfen für Menschen in Armut. »Arme Menschen brauchen Unterstützung im Hier und Jetzt«, sagte Armutskonferenz-Sprecher Gerwin Stöcken, der zugleich Sozialstadtrat in Kiel ist, dem Evangelischen Pressedienst. Die Nationale Armutskonferenz ist ein Zusammenschluss von Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege, Gewerkschaften und weiteren Organisationen.
Viele arme Menschen treffe die Pandemie in gesundheitlicher und sozialer Hinsicht besonders hart, sagte Stöcken. Zwar sei es richtig, der Wirtschaft mit Milliardenzuschüssen und -darlehen aus der Krise zu helfen. Dabei dürften aber die Probleme der armen Menschen nicht übersehen werden. Deshalb sollte die Politik zügig die Hartz-IV-Sätze und die Grundsicherungsleistungen erhöhen.
Einkommensschwache müssten bis heute zusehen, wie sie die Corona-bedingten Mehrkosten beispielsweise für Alltagsmasken, Desinfektionsmittel oder für teurere Lebensmittel finanzieren, betonte Stöcken: »Sie haben für diese Mehrkosten keinen Eurocent mehr erhalten.« Das sei nicht akzeptabel. »Wer Milliarden für die Reichen hat, darf die Armen nicht leer ausgehen lassen«, forderte der Armutskonferenz-Sprecher.
Bei der Digitalisierung warnte Stöcken, Haushalte mit geringem Einkommen abzuhängen. »Wer jetzt nicht dabei ist, ist und bleibt raus«, sagte er. Das sei bei Kindern und Jugendlichen besonders dramatisch: »Wie sollen Kinder die Schulaufgaben machen, wenn sie keinen PC haben?« Vielen Kindern drohe dadurch der Ausschluss von der Bildung. »Das ist eine extrem gefährliche Entwicklung«, warnte Stöcken und fügte hinzu: »Der Gedanke, dass die Bekämpfung von Armut künftig noch schwieriger wird, nur weil wir es heute nicht schaffen, Kinder und Jugendliche an der Digitalisierung teilhaben zu lassen, ist schlicht unerträglich.« epd/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.