Raser in Dresden töten Kind
Ermittlungen gegen 31-Jährigen aufgenommen
Dresden. Nach dem Tod eines Sechsjährigen infolge eines mutmaßlichen illegalen Autorennens in Dresden sind bei der Polizei mehrere Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. »Alle werden aufgenommen und geprüft«, sagte ein Polizeisprecher am Montag ohne Details zu Zahlen und Inhalt zu nennen. Noch gibt es offene Fragen zum tragischen Unfalltod. Der sechsjährige Junge ist wohl ein Opfer von Raserei geworden. Die Ungewissheit soll bald ein Ende haben.
Der Junge war am Samstagabend auf der Budapester Straße in Richtung Zentrum von einem Auto angefahren worden. Er wurde gegen eine Bushaltestelle geschleudert und kam mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus. Dort starb er wenig später.
Beschuldigt werden zwei Autofahrer im Alter von 31 und 23 Jahren. Beamte nahmen den Älteren am Sonntagnachmittag fest. Er befindet sich den Angaben zufolge in Polizeigewahrsam und sollte am Montag einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.
Gegen den 31-Jährigen wird wegen fahrlässiger Tötung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt. Zudem wurde gegen beide Männer ein Ermittlungsverfahren wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens eingeleitet. Die sächsische Polizei hat im vergangenen Jahr 92 Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit illegalen Autorennen geführt. Im Jahr davor seien es 21 gewesen, teilte das Innenministerium mit. Allerdings lasse sich aus den beiden Zahlen keine eindeutige Entwicklung ablesen. Erst Mitte 2018 sei das elektronische Auskunftssystem so angepasst worden, dass Fälle von Raserei im Straßenverkehr zuverlässig erfasst werden, hieß es. Raserei und illegale Straßenrennen gelten seit 2017 in Deutschland als Straftat und nicht mehr als Ordnungswidrigkeit. Nach dem Strafgesetzbuch wird das mit bis zu zwei Jahren Haft oder einer Geldstrafe geahndet. In Berlin sorgte ein Fall aus dem Jahr 2016 für Schlagzeilen, bei dem ein Raser wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden war. Er hatte sich mit einem anderen Mann in der Innenstadt ein Rennen geliefert. Bei der Kollision mit einem anderen Auto starb ein Rentner. Der Bundesgerichtshof hatte vor ein paar Wochen das Urteil bestätigt.
Eine Umfrage unter den Bundesländern ergab unlängst, dass die Zahl der Raser und »Rennfahrer« auf Deutschlands Straßen wachse. Experten zufolge kommen organisierte illegale Rennen kaum noch vor. Häufig sind dagegen kurzfristige Rennen oder spontane Aufeinandertreffen.
Marco Böhme, Verkehrsexperte der Linken im Sächsischen Landtag, hält eine weitere Strafverschärfung bei illegalen Autorennen für wenig zielführend. Abschreckend sei lediglich die Erwartung, erwischt zu werden. Deshalb sollte die Polizei ihre Präsenz auf den Straßen erhöhen: »Gerade nachts fahren die Leute schneller als erlaubt.« Die Linken seien dafür, dass in Großstädten Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit gilt und nur auf größeren Straßen Tempo 50 zugelassen wird: »Das würde die Verkehrssicherheit erheblich erhöhen.«Agenturen/nd
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