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  • Neuaufstellung der Linke-Spitze

»Ich hab’ da echt Bock drauf«

Thüringer Linke-Chefin Hennig-Wellsow will an die Bundesspitze

  • Sebastian Haak
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin/Erfurt – An der Spitze der Linken in Deutschland steht offenbar ein grundlegender Generationenwechsel bevor. Nachdem die Vorsitzende der Linksfraktion im hessischen Landtag, Janine Wissler, am Freitag erklärt hatte, sie werde sich als Bundesvorsitzende der Partei bewerben, will die Thüringer Linke-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow gemeinsam mit ihr die Partei führen. »Ich hab‹ da echt Bock drauf«, sagte Hennig-Wellsow wenige Stunden nach der Ankündigung Wisslers in Erfurt. Sie trete ausdrücklich als Bewerberin für eine weibliche Doppelspitze mit Wissler an. Wissler und Hennig-Wellsow waren in den vergangenen Tagen bereits als aussichtsreiche Kandidatinnen an der neuen Spitze der Bundespartei gehandelt worden. Die bisherigen Bundesvorsitzenden der Linken, Katja Kipping und Bernd Riexinger hatten erklärt, sich nicht wieder für ihre Ämter bewerben zu wollen.

Die 42-jährige Hennig-Wellsow sagte, sie wolle aus ihrer »etwas verschlafenen Partei«, eine Partei machen, die den politischen Aufbruch wolle. Sie habe in den vergangenen sechs Jahren in Thüringen so viel gelernt, dass sie bereit sei für die bundespolitische Bühne. Sie verbinde ihre Kandidatur mit dem Anspruch, dass die Politik den Menschen Mut und Hoffnung wiedergeben solle.

Wissler - 39 Jahre alt - hatte zuvor erklärt, aus ihrer Sicht stehe die Partei vor einem personellen Umbruch »in politisch schwierigen Zeiten«. Die Linken müssten innerhalb und außerhalb der Parlamente unter anderem für soziale Gerechtigkeit, ökologischen Umbau, Antirassismus eintreten.

Die Chancen für Wissler und Hennig-Wellsow auf dem nächsten Bundesparteitag der Linken Ende Oktober in Erfurt tatsächlich als Doppelspitze gewählt zu werden, stehen nicht schlecht. Einerseits gibt es innerhalb der Partei viel Sympathien für die Überlegung, sich mit zwei Frauen als Chefinnen von den politischen Mitbewerbern abzuheben. Andererseits können sich die verschiedenen Strömungen innerhalb der Partei jeweils mit Wissler beziehungsweise Hennig-Wellsow identifizieren - während beide auch über die Grenzen der jeweils eigenen Anhänger hinaus respektiert werden. Wissler als westdeutsche Linke steht vor allem für einen grundsatzpolitischen Kurs der Partei, während Hennig-Wellsow als ostdeutsche Pragmatikerin in den vergangenen Jahren bewiesen hat, dass sie sich weit auf politische Partner zubewegen kann, um den Linken Regierungsverantwortung zu sichern. In Thüringen gilt sie als einer der wesentlichen Köpfe des rot-rot-grünen Regierungsbündnisses.

Allerdings erklärte Hennig-Wellsow auch, sie rede nicht davon, »dass wir unbedingt im Bund regieren müssen«. Wenn sich die Chance auf ein rot-rot-grünes Bündnis auf Bundesebene ergebe, bringe sie genügend Regierungserfahrung mit, um diese Verantwortung zu übernehmen. Es gebe aber keinen Zwang dazu. Die Linke in Deutschland und Thüringen habe auch eine Rolle in der Opposition.

Falls sie als Bundeschefin der Partei gewählt wird, will Hennig-Wellsow nicht alle ihre bisherigen Ämter in Thüringen behalten, wo sie nicht nur die Partei, sondern auch die Fraktion führt. Sie »stehe auf ein gutes Leben«, sagte sie. »Ich würde niemals im Leben alle drei Ämter ausführen.« Wer ihre Ämter in Thüringen übernehmen könnte, ist bislang offen.

Als weitere Kandidaten für den Bundesvorsitz der Partei waren in den vergangenen Tagen unter anderem der Parlamentarische Geschäftsführer der Linke-Bundestagsfraktion, Jan Korte, und der ehemalige Bundesgeschäftsführer der Partei, Matthias Höhn, genannt worden.

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