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BER bleibt auch nach Eröffnung am Tropf
Flughafenchef erläutert im Sonderausschuss des Landtages Finanzbedarf und kündigt Kurzarbeit an
Die dramatische Finanzlage der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) stand am Montag im Mittelpunkt der Sitzung des BER-Sonderausschusses des Landtags in Potsdam. Dabei zeigte sich: Wie teuer der Hauptstadtflughafen BER die Eigentümer der FBB am Ende kommt, ist derzeit überhaupt nicht absehbar. Den Großteil der Mittel bringen die Länder Brandenburg und Berlin sowie der Bund auf - also die Steuerzahler.
Die FBB steckt nicht erst seit Ausbruch der Coronakrise in einer extrem schwierigen finanziellen Situation. Bis zu seiner um elf Jahre verzögerten Inbetriebnahme am 31. Oktober haben sich die Planungs- und Baukosten des Gesamtprojekts BER von ursprünglich rund zwei Milliarden auf mittlerweile 5,96 Milliarden Euro erhöht, wie Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup im Ausschuss erinnerte. Alle im Finanz- und Businessplan der Gesellschaft für 2020 zugrunde gelegten Prognosen vor allem zur Entwicklung der Fluggastzahlen und der Einnahmen sind hinfällig geworden. Grund sind laut Lütke Daldrup die Auswirkungen der im März durch die Pandemie ausgelöste »schwerste Krise der internationalen Luftfahrt seit dem Zweiten Weltkrieg«, die im Frühjahr auch an den Airports in Tegel und Schönefeld den Passagierverkehr fast zum Erliegen brachte. Auch für die kommenden Jahre gilt das.
Die Branche erholt sich langsam und wird begleitet von Rückschlägen. An den Berliner Flughäfen wurden im August ganze 25 bis 30 Prozent der Passagierzahlen abgefertigt, die vor Corona erreicht wurden. Für 2020 rechnet die FBB laut ihrem Geschäftsführer mit zehn Millionen Fluggästen - geplant hatte man mit 37 Millionen. Die Einnahmeverluste seien katastrophal. Das Unternehmen sei nicht nur 2020, sondern auch in den Folgejahren auf hohe finanzielle Zuwendungen ihrer Gesellschafter angewiesen, da die Entwicklung der Branche nicht valide vorausschaubar sei.
Lege man für 2021 die vom FBB-Management erwartete Erholung der Passagierzahlen auf 50 Prozent des Niveaus von 2019 zugrunde, werde man 540 Millionen Euro an Finanzmitteln benötigen, so Lütke Daldrup. Im Businessplan vorgesehen seien 375 Millionen Euro gewesen. Komme man womöglich nur auf ein Drittel der üblichen Passagierzahlen, benötige man 640 Millionen Euro. Im März hatten die Gesellschafter der FBB 300 Millionen Euro zum Ausgleich der für 2020 erwarteten coronabedingten Einnahmeausfälle in Aussicht gestellt. Rund ein Drittel wird demnächst als Zuschuss freigegeben. Die FBB hat den tatsächlichen Bedarf durch eigene Sparanstrengungen wie etwa einen Einstellungs- und Entfristungsstopp sowie Kurzarbeit auf 258 Millionen Euro drücken können. Die wegen der Inbetriebnahme des BER bis November ausgesetzte Kurzarbeit trete im Dezember 2020 wieder in Kraft und werde auch 2021 genutzt.
Managementexperten warnten im Mai in einer BER-kritischen Finanzanalyse davor, dass die FBB unverschuldet in eine Schuldenfalle gerate. Die Gesellschaft müsste sie dafür mit Eigenkapital in Milliardenhöhe ausstatten. Das sei man dem Unternehmen sowie Tausenden Mitarbeitern schuldig.
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