Platz der Einheit ein Platz der Spaltung
CDU scheitert in Potsdam mit billiger Polemik gegen die SED
Es bleibt, wie es ist. Der Platz der Einheit in Potsdam behält seinen Namen. Die CDU wollte ihn in Platz der deutschen Einheit umbenennen - zur Klarstellung, dass heute nicht die Einheit von KPD und SPD gemeint ist, die sich 1946 nach den bitteren Erfahrungen in der Nazizeit zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zusammengeschlossen hatten. Das Stadtparla᠆ment lehnte diesen Antrag der CDU am Mittwochabend ab, genauso wie zwei halb spaßig, halb ernst gemeinte Änderungsvorschläge der »Partei« des Satirikers Martin Sonneborn und der linksalternativen Fraktion »Die Andere«.
»Die Partei« wollte einen Platz der Zweiheit. Ihre Stadtverordnete Luisa Preschel begründete das launig damit, dass »Ossis« in Vorständen großer Firmen »noch exotischer sind als Frauen« und von einer deutschen Einheit deshalb nicht die Rede sein könne. Zum Vorwurf, das mit der Zweiheit sei ein Scherz, sagte sie: »Ich dachte, der CDU-Antrag ist ein Witz.« Man werde schon genug »vollgedeutscht«. Preschel meinte, die Grünen müssten für den Platz der Zweiheit stimmen, weil sie Diskriminierung ablehnen, die Linke, weil sie für Ossis, die SPD, weil sie für Gerechtigkeit sei. Auf Zustimmung der Bürgerlichen und der Rechten verzichte sie, betonte Preschel. Der Platz der Zweiheit könnte rückbenannt werden, wenn es die Einheit wirklich gebe.
Im Prinzip in die selbe Kerbe schlug Carsten Linke von der Fraktion »Die Andere«. Es habe keinen vernünftigen Einigungsprozess gegeben, sagte er. »Deshalb sagen wir: Platz der Spaltung.« Carsten Linke verwies zudem auf ein soziales Nord-Süd-Gefälle in Potsdam und erwähnte, dass es zur Unterscheidung verschiedener Straßenbahnhaltestellen rund um den Platz eine Station Platz der Einheit (West) gebe.
Der Stadtverordnete Wieland Niekisch (CDU) behauptete, der »Platz der Einheit« sei ein Platz von Otto Grotewohl, Walter Ulbricht und Erich Honecker (alle SED), ein Platz der deutschen Einheit wäre ein Platz von Willy Brandt (SPD). Werde die Umbenennung jetzt abgelehnt, werde die CDU in zwei Jahren erneut damit kommen, kündigte Niekisch an. Darauf entgegnete Carsten Linke, die CDU könne es vielleicht mal in 20 Jahren versuchen, wenn die innere Einheit bis dahin vollzogen sei. Ein erster Versuch der Umbenennung war Anfang der 1990er Jahre gescheitert. Bis 1946 hieß der Ort Wilhelmplatz.
Die Argumente von Luisa Preschel und Carsten Linke überzeugten Teile der Linksfraktion, die mit für deren Namensvorschläge stimmten. Die Mehrheit des Parlaments dachte wie Saskia Hünecke (Grüne), die erinnerte, dass sie die Mehrdeutigkeit im Namen Platz der Einheit schon zu DDR-Zeiten heimlich gefreut habe.
Die SED warb noch lange nach der Gründung der DDR für die staatliche Einheit. In der Nationalhymne hieß es »Deutschland einig Vaterland«, bis ab Anfang der 1970er Jahre nur noch die Melodie gespielt und der Text nicht mehr gesungen wurde.
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